Beiträge von Wernher Graf von Perleburg

    Ich spreche gar nicht unbedingt von Großergeignissen. Den Generator soll jede MN für sich benutzen wie sie mag, damit es allerdings nicht nur ein paar Ereignisse gibt, die die jeweiligen MNler sich auch noch selbst ausgedacht haben, wäre es sinnvoll, wenn mehr Leute an den Ereignissen schreiben und der Generator damit gefüttert werden kann. Was davon benutzt oder nicht benutzt wird, kann ja individuell entschieden werden. So ein Generator macht Vorschläge, ob man die nutzt, bleibt jedem selbst überlassen.


    In Korland haben wir jedenfalls zum Beispiel das Problem, daß kaum jemand dauerhaft die Opposition übernehmen will. Bei einem rechtsautoritär-konservativen Regime ist das aber fatal. Wie soll die "Reaktion" reagieren, wenn gar keine "Linkser" vorhanden sind, die subversiv tätig sind und den Aufstand proben? Es macht jedenfalls auf Dauer keinen Spaß, sich das Handeln der Opposition selbst bis ins Detail auszudenken und dann zu "bekämpfen".

    Ich finde, diesen "Ereignisgenerator" sollten wir unbedingt mal in Angriff nehmen. Meinetwegen braucht das gar nicht mal technisch umgesetzt werden, aber "Karteikarten" mit Ereignissen und ein "Programm" wie diese Ereignisse ablaufen bzw. modifiziert werden, könnte man in jedem Fall anfertigen. Im Notfall kann man auch zur Ausführung des Programms händisch würfeln und Wahrscheinlichkeiten berechnen usf. Was es braucht, sind gute Ereignisse, die absolut zufällig aber gleichzeitig einigermaßen zur jeweiligen MN passend auftreten. Da müßten Mehrere Ideen beisteuern, die dann in eine gemeinsame Sammlung eingehen könnten.


    Wichtig wäre für mich dabei, daß ggf. auch mal nichtvorhandene Spieler substituiert werden können. Nehmen wir doch mal an, das Ereignis wäre ein Anschlag auf die Eisenbahn durch eine Untergrundgruppe, wobei die Untergrundgruppe defakto durch NIDs der Regierung dargestellt werden muß. Dann sollte deren Handeln auch in Abhängigkeit vom Regierungshandeln ein wenig fortgesponnen werden können - zumindest in groben Zügen, die Details der Handlungen und des Stils würden freilich bei den Ausführenden verbleiben. Jedoch würden die Ausführenden von der "Doppelsimulation" befreit: Es macht nämlich in der Regel keinen sonderlichen Spaß, sich gleichzeitig in Terroristen und die Staatsmacht zu versetzen, weil die eigenen Handlungen keine Folgen mehr haben, sondern man lediglich eine Art Theater aufführt.


    Das Programm würde etwa "ausknobeln", ob der von der Regierung gewählte gewaltige Polizeieinsatz die Gruppe im Zaum hält oder sie radikalisiert und ihr vielleicht gar neue Mitglieder zuspült etc. Darauf würde freilich die Regierung wieder zu reagieren haben usw.


    PS: Kann es sein, daß die erste Datei "testland.zip" beschädigt ist? Ich bekomme sie jedenfalls nicht auf.

    Naja, aber auch bloß unter dem Vorbehalt, daß der jeweilige Anbieter nicht pleite macht oder sein Produkt einstellt. Generell war aber meine Frage, wie gesagt, warum woltlab? Ich habe so das Gefühl, daß in den MNs vielfach ein Automatismus herrscht, bei dieser Firma zu bleiben, egal, was sie auch anbietet.

    Zu meinem Kommentar von oben muß ich allerdings nachschieben, daß ich dann später erst dort im Forum gelesen habe, daß das wbb 4 nicht mit dem IE8 kompatibel ist. Ich finde das muß nicht sein. Wenn die Telekom noch Wählscheibentelefone unterstützt, könnte man auch bei einer Forensoftware ein gewisses Maß an Abwärtskompatibilität leisten.


    Insgesamt wirft sich für mich ohnehin die Frage auf, wozu noch Woltlab. Es gibt Freeware, die kann praktisch das Gleiche und Konkurrenzprodukte sind nach meinem Empfinden oft schon zu Beginn weniger fehlerbelastet. Dadurch, daß wbb2/3 lite1/2 und bald das wbb4 parallell im Einsatz sind, gibt es auch keinen quasi-Standard mehr.


    Das wbb2 war optisch recht ansprechend, aber die Nachfolger sind es in meinen Augen nicht unbedingt.

    Die Idee mit dem Ereignisgenerator erscheint mir persönlich die Interessanteste (gab es allerdings als Idee schon mehrmals), auch das Einfügen von Konfliktparteien finde ich sehr interessant. Gerade in kleineren MNs hapert es doch oft daran, daß etwas passiert bzw. will in diktatorisch angehauchten Mns keiner die Opposition übernehmen.


    Verbildlichung wäre vielleicht auch eine schöne Idee, mag aber sein, daß die Übersichtlichkeit daran leidet, müßte man halt sehen.


    Unter der Idee mit der Zeitung kann ich mir weniger vorstellen. Das Problem wäre dann da doch auch, daß man die "Fakten" erst erfinden müßte, mithin wäre man also trotzdem in einer Art Rahmenhandlung.


    Der Rest: Naja, wer es mag... ;)

    Btw. bei Staaten mit realweltlicher Vorlage müsste doch mehr Zeit zur Simulation bleiben, weil für die Ausgestaltung brauchts nicht so viel. Man kopiert ja bloß.


    Erstens nein und zweitens sowieso. ;)


    Das eigentliche Problem ist doch, daß alle Spieler die Ausgestaltung parat haben müssen, wenn man auf einem gewissen Niveau simulieren will und in ausgestaltungsaffinen MNs sammeln sich da schnell mehrere Dutzend Schreibmaschinenseiten an. Außerdem gibt es ja noch die erweiterte Ausgestaltung, die zwar nicht niedergeschrieben ist, aber die doch einen Konsens darstellt und die aus dem Ausgestaltungsrahmen und Wesen der MN geschöpft wird.


    Nehmen wir nur mal Dein Märchenland. Man kann das freilich sehr leger simulieren, man könnte aber auch quasi wissenschaftlich vorgehen: "Also bei den Grbrüdern Grimm steht ja [...] deshalb ist diese Simulation nicht korrekt, auch andere Überlieferungen legen das nicht nahe[...]"


    Je mehr Anspruch man an das "Produkt" Simulation stellt, desto schwieriger wird es, überhaupt noch zu simulieren. Gerade etwa auch, wenn man in fremden Kulturen simuliert oder mit historischem Anstrich. Also wenn man etwa will, daß einer so handelt als wäre er ein echter Chinese oder hätte er wirklich 1918 gelebt und die Sozialisation dieser Menschen erfahren.

    Ich denke, dass ein Punkt relativ wichtig ist:
    Viele potenzielle Neuuser werden dadurch abgeschreckt, dass die meisten MNs extrem textbasiert sind. Ich denke, dass man es mal versuchen sollte, Spiele oder mehr Grafiken mit den MNs zu verbinden. Sein wir ehrlich:
    Die MNs sind nur so textbasiert, weil es in der Zeit, in welcher die ersten MNs entstanden, nur Foren- oder Emailspiele gab. Aber warum soll man sich nicht anpassen? Weil das schon immer so war?
    Wir sollten endlich mal diese nostalgische Ansicht "früher war alles besser" aufgeben und die Probleme von heute mit Lösungen von heute (und nicht von gestern) lösen. ;)
    Schalom,
    Daniel Rosenzweig.



    Die MNs sind wohl eher so textbasiert, weil sich kaum eine andere beherrschbare Ausdrucksform finden läßt. Es ist ja nicht so, daß sich irgendjemand querstellt und auch in den 90ern dürfte die Phantasie schon dafür gereicht haben, sich Elemente künstlicher Intelligenz, Visualisierung etc. vorzustellen. Der alleinige Grund, warum das nicht umgesetzt wird, ist, daß es an der Potenz bzw. Motivation fehlt, sowas umzusetzen. Wer sollte sowas auch programmieren usw. das wäre ja ein Faß ohne Boden. Seit Jahren wird etwa das Thema WiSim diskutiert, eine befriedigende Umsetzung konnte bis heute nicht erreicht werden. Der MNler stellt sich darunter nämlich etwas vor, wofür man eine Kompanie Informatiker und Wirtschaftswissenschaftler bräuchte, um das umzusetzen. Selbstverständlich müßten die Wirtschaftsexperten auch noch für alternative Konzepte offen sein usf.


    Die MNs scheitern zunehmend an ihrem eigenen Anspruch, was gewollt ist, wird nicht erreicht und das "ödet an".


    Bevor mir jetzt auch noch einer das Maul verbieten will und mich auffordert, an die Arbeit zu gehen. ;)


    ZUSPhV3tfSI

    Nach erster Begutachtung erscheint es mir schon mal eine Verbesserung zum wbb3 zu sein, was die Funktionalität und Geschwindigkeit angeht, gerade auch in Bezug auf die Suchfunktion und die Anzeige der neuesten Beiträge. Rein optisch und was die Anordnung der Bedienelemente angeht, bin ich eher weniger überzeugt. Da ist die klare Strukturiertheit und optische Gestaltung des wbb2 doch noch überlegen. Am Besten ist aber immer noch, daß damit die unselige Phase des grauenhaften wbb3 ein für alle Mal zu Ende sein dürfte.

    Politbüro? Eher an die DDR als solche. Keine Idee, keine Richtung, nur noch durchwurschteln irgendwie. Die Leute, die noch was bewegen wollten, sind buchstäblich gegen Gummiwände gelaufen.
    Das waren die an der Basis, die die ja jeden Tag gesehen haben was Sache ist. Und dann gab es die, die künstlichen Aktivismus entfacht haben, egal wie sinnlos das war. Und die, die resigniert haben, weil sie abgebügelt wurden eins ums andere Mal. "Wir gehen den Weg bis zum Ende ! Denn es ist der richtige Weg! Basta!". Wir tun ja gerade genau das...


    Ja, DDR als solche trifft es wohl noch besser. Politbüro im Speziellen allerdings, weil wir ja im Prinzip diejenigen sind, die etwas ändern könnten, aber es nicht tun. Vielleicht sind wir im übertragenen Sinne auch so eine vergreiste Altherrenrige, die die Augen vor der Wirklichkeit verschließt und das einmal Erreichte mit allen Mitteln halten will.


    Als nächstes, die MNs sind zum Erhalt ihrer Aktivität zunehmend auf Interaktion angewiesen. Schmoren im eigenen Saft sollte nix zu lange, sonst wird es trocken.
    Und dazu braucht man eben eine Orientierung und gewisse Standards. Und da wird die Karte dann doch wichtig, denn für das gewandelte Spielverständnis und eben die nötige Interaktion ist sowas unerlässlich.
    Es ist eben leider ein Problem , daß die Kartenfrage fast schon Ideologie geworden ist.


    Ein wenig erinnern die MNs zuweilen schon an das SED-Politbüro in den letzten Jahren der DDR. ;)

    Enigma hat schon Recht, der Kern der MNler ist textaffin, potentielle Neulinge in der Regel nicht. Da könnte es helfen, die MN mit anderen Spielmöglichkeiten zu verknüpfen, Second Life, Facebook, Chats etc. mit einzubinden. Beispielsweise könnte man ja Sim City online einen Stadtstaat aufbauen und die ganzen Entscheidungen über Bauprojekte, Finanzmittel usw. die Einwohner-IDs in Foren und Chats aushandeln lassen und dann online eingeben und die Konsequenzen abwarten und dann politisch darauf reagieren. Falls man eine andere Kultur spielen will, gibt es ja die diversesten thematischen Browseraufbauspiele. Kurz, man nähme also ein grafisches Spiel und ergänzt es durch MN-Elemente.


    Ehrlich gesagt, sehe ich dieses Problem so nur zum Teil. Sicher, eine gute Wirtschaftssimulation oder graphische Untermalung würden unsere MNs plastischer machen und wohl guttun, aber Computerspiele kann man jederzeit auch mit dem Vorteil allein spielen, daß man sie immer spielen kann und nicht darauf angewiesen ist, daß andere auch genau zu dem Zeitpunkt online sind. Das is in den MNs nämlich zunehmend ein Problem, daß die Leute zu völlig unterschiedlichen Zeiten online sind und an anderen Tagen Zeit haben, so daß keine vernünftige Interaktion mehr zusammenkommt. Das Problem ist in meinen Augen nicht so sehr das Schreiben und Lesen, sondern, daß man schon mal gut und gerne mal mehrere Tage (Wochen) auf eine Antwort warten kann (wenn man sie denn überhaupt bekommt). Gerade Jüngere sind gnadenlos ungeduldig, da muß alles immer sofort und gleich sein. ;)


    Generell sehe ich aber auch gar keine andere Möglichkeit als die Textform, wenn man die Gespräche in der Simulation nachlesbar festhalten will. Auch wäre es bei einer Art "Telephonkonferenz" schwierig bis unmöglich, noch gezielt verschiedene Rollen einzunehmen.


    Und, lieber Herr Perleburg, wenn ich mal "seriös" werden sollte, leg ich mich zum sterben nieder... . Ich war auch schon 40, als es mich in die MNs geweht hat. Und ich mach aus meinem Hobby sicher keinen Hehl. Kann kurios werden. Wenn es dann z.B. über den Bau schallt "TANTE ENIGMA!!!!", wenn einer der Kumpels, mit denen man auf Montage ist, einen sucht... .
    Nach meinen Feststellungen dabei ist bei jüngeren Leuten eben auch die Textbasiertheit unseres Spieles ein Problem. Verstehendes lesen als Kulturtechnik und das verfassen sinnvoller Texte
    ist ja zunehmend eine Geheimwissenschaft.


    Wenn alle so wären wie Du, hätten wir das Problem wohl nicht. ;) Aber wieviele Leute hast Du damit denn schon ins "Reich" (die MNs) geholt, wenn man mal fragen darf?


    Wie schon oben gesagt, sehe ich mangelnde Schreib- und Lesekompetenz weniger als Ursache. Die MNs bestehen und bestanden ja schon immer größtenteils aus Gymnasiasten von denen es der größte Teil auch auf die Universität zu schaffen scheint. Man könnte jetzt natürlich fragen, ob das gut ist, daß so wenige Leute aus anderen Bildungswegen/Berufsfeldern dabei sind, aber zumindest für einen geordneten Spielbetrieb sollte es reichen.


    Im Grunde scheint es mir sogar so, daß heutzutage mehr von denen, die für die heutigen Konzepte in Frage kommen, online sind, das merke ich daran, daß man im Internet auch zunehmend zu exotischen Themen Informationen findet. (Ein Forum für Computerverweigerer ist mir allerdings noch nicht untergekommen. ;) )


    Wenn man in der MN erstmal zu der Erkenntnis gekommen ist, daß sie das Ding aller Spieler ist, ist eben schon viel gewonnen.


    Grundsätzlich stimmt das, aber man muß natürlich auch sehen, daß sich nicht jeder Spieler gleich stark engagiert und daß das komplette Verwerfen des Konzepts vielleicht den Verantwortlichen selbst die Lust nehmen würde.


    Zudem ist es so, wenn ich mal in Korland frage, was man ändern sollte, bekomme ich keine Antwort. Es kann natürlich sein, daß die, die es gerne anders hätten, von Anfang an wegbleiben.

    Überraschend ist es freilich nicht, aber der MN-Gründer als solches ist wohl vom Willen getrieben eine (seine) Idee umzusetzen. Er hofft letztlich darauf, daß seine Idee doch noch ein paar andere anlockt, auch wenn es vielleicht unwahrscheinlich erscheint. Manche haben Glück, andere nicht.


    Das Kernproblem dürfte aber sein, daß wir kein richtiges Angebot mehr für die jüngeren MN-Einsteiger haben. Die kommen vielleicht über Google zu uns, weil sie Lust haben, in einer Staatssimulation mitzumachen (mein ursprüngliches Interesse galt sogar eigentlich eher einem Computerspiel, das es allerdings nicht gab, so kam ich in die MNs.) Dann treffen sie da auf die heutige MN-Welt, die inzwischen recht formalisiert ist und verlieren wahrscheinlich rasch die Lust.

    Weil man nur dann eine MN gegründet hat, wenn man auch einen Spielerstamm hatte, der einem diese Lebensfähigkeit gibt. Mich würde wirklich mal interessieren, warum sich das geändert hat. Dass es ohne das nicht funktionieren kann, ist ja nicht überraschend.


    Vielleicht, weil man mit 15 einfacher Leute zusammenbekommt als in etwas vorgerückterem Alter? ;) Lief das nicht bei vielen Gründungen so, daß einer die Sache eröffnete und ein paar seiner Klassenkameraden/Freunde mit ins Boot holte. Wie soll das aber gehen, wenn man "seriös" geworden ist? Ich denke, daß ich nicht verkehrt liege, wenn ich annehme, daß die Wenigsten mit diesem Hobby hausieren gehen.

    Das muss aber nicht sein. Wenn es darum geht, "ein MN-Projekt so wie früher anzufangen", dann stelle ich mir persönlich darunter auch vor, dass man die (angebliche) simon/simoff-Trennung größtenteils einfach bleiben läst. Wieso soll es denn ein Problem sein, wenn die Spieler so wie sie selbst sein sollen? Das hat lange genug so funktioniert als es noch alle gemacht haben, dann wird man es doch jetzt verkraften können, wenn es in ein paar Ecken der MN-Welt noch geht. Und der in diesen Zeiten übliche Minister, der nebenbei bei einem Fußballverein in der ersten Liga Spielertrainer ist, ein paar Unternehmen leitet und auch mal an einer Weltraummission teilnimmt, ist vielleicht nicht realistisch, aber braucht man diesen Realismus überhaupt für eine MN, die Spaß macht?


    Von müssen war ja gar nicht die Rede, ich wollte eigentlich nur den Istzustand charakterisieren. Genau deshalb schiene es mir ja auch interessant, es noch einmal etwas "rustikaler", oder wie man es nennen mag, zu probieren. Aus einer bestehenden MN wird man es jedenfalls kaum mehr rausbekommen. Möglicherweise fahren wir in den MNs Oberklassewagen, obwohl wir uns nur noch einen Kleinwagen leisten können und versuchen den noblen Wagen mit Flickschusterei und Strecken des Benzins am Leben zu erhalten. ;)

    Ein guter Start für eine MN sind drei Leute, die Spaß an den Handlungen ihrer IDs haben. Nicht an der Ausgestaltung, nicht am Forumdesign oder Kartengestaltung, sondern einfach am stink normalen MN-Alltag. Ich weiß noch, dass wir mit Aquatropolis recht planlos angefangen haben mit einem Forum für Augenkrebs und auf sehr viel Ablehnung stießen. Aber wir hatten Spass an einem stinknormalen Kaffeegespräch unserer IDs bezüglich ihrer kruden Weltherrschaftspläne. Irgendwann ist nämlich alles ausgestaltet und wenn das die Hauptmotivation war, dann will man weitergestalten. Dann nimmt man sich Themen vor, welche viele vermutlich langweilen. Wir Mikronationssoziologen nennen das Überausgestaltungsnegativspirale. Irgend ein Jahrhunderte zurückliegendes Kriegsereignis z.B. mit einem Grenznachbarn, welches gar keine direkten Auswirkungen mehr auf die aktuelle Sim haben. Oder man nimmt sich die Historie von einzelnen Regionen vor. Nicht, dass was dagegen einzuwenden sei. Solange genug Spieler da sind, welche das normale Alltagsspiel toll finden, tragen die die MN. Sind nur noch Ausgestalter da, ist das Ende nahe, bei dem nur noch ein Friedhof vom Admin gepflegt wird. Sollte das also so sein, dann wird klar, dass eine MN ein Thema braucht, ein Klischee, in welches die Spieler eintauchen können. Das ist auch keine Garantie fürs Überleben. Jede MN muss erstmal auf aktive Interessenten treffen. Aber zu dritt kann man schon mal schöne Szenen spielen, auch wenn niemand sonst dazu kommt. Auch wird klar, dass Themenkopien schon eine zahlenmäßig sehr starke MN-Community voraussetzen. Die hohen Posten locken nur wenige und dies auch nur kurz, dann tritt Alltag ein und wie gesagt, wenn der Alltag ohne jede Ausgestaltung langweilt, dann ist's aus. Da man mit Staatskopien wohl keinen Erfolg mehr haben wird, müsste man also was neues, originelles aufsetzen. Da allein das aber keine Garantie ist, müsste man das Konzept ggf. schnell wieder verwerfen und was neues machen. Solange, bis eines zieht und das auch wieder nur solange, bis es down ist.


    Das Mikroschiff z.B. schien eine innovative Startidee, wurde letztlich aber dann doch nur eine Politiksimkopie.


    Das Problem ist ja schon, was das "Alltagsgeschäft" ist. Das hängt nämlich von den Interessen der jeweiligen Leute ab, die sich in einer solchen MN zusammengefunden haben. Am Anfang, wenn alles neu und noch interessant ist, ist man ja eher flexibel und der gemeinsame Nenner ist eben Politik. Irgendwann stellt sich aber erfahrungsgemäß der Punkt ein, wo man das Bedürfnis hat, auch mal eigene Interessen zu verfolgen, das interessiert aber andere eben nur bedingt oder überhaupt nicht. Der eine mag sich für Kultur, der nächste für Technik, ein anderer für Wirtschaft und wieder ein anderer für Gesellschaftssimulation interessieren. Wenn es sehr speziell wird, läuft gar nichts mehr: Der Versuch etwa, eine Kabinettssitzung über (tiefergehende) Fragen hinsichtlich der künftigen Agrarpolitik abzuhalten, dürfte in vielen Fällen kaum auf nennenswertes Interesse stoßen, obschon das den einzelnen freilich sehr interessieren kann.


    Ansonsten schien mir das Problem der Ausgestalterei selten bis nie, daß die die Zeit für den Spielbetrieb nehmen würde, sondern eher, daß die direkt oder indirekt die Mitspieler dazu zwingt, über jede Handlung nachzudenken, bevor sie etwas tun. In einer Korea-MN werde ich vielleicht googeln müssen, was ich zu Mittag esse, in einer etwas zurückgebliebenen MN überlegen, ob eine Schreibmaschine oder doch schon ein Computer auf dem Schreibtisch steht usf. Man fängt auch an, Firmen sorgfältiger zu plannen oder nimmt es beim Militär bei der Bewaffnung usf. genauer. Überlegt etwa im Voraus, wieviele Panzer man zur Verfügung hat und wieviele die Industrie im Jahr produzieren kann, wieviel Treibstoff man zur Verfügung hat und das dauert.


    Letztlich gibt es noch eine gewisse Tendenz ins SimOff, die unterschiedlich ausgeprägt ist, aber wohl allgemein vorhanden ist. Mal abgesehen von Ausgestaltung und gegenseitigem Anmotzen, daß man etwas hätte anders simulieren müssen, scheint der Grund oft zu sein, daß die Leute sie selber sein wollen und sich nicht in das Korsett der MN pressen lassen möchten. In den MNs hat man zwar bedeutende Freiheiten, aber letztlich spielt man oft doch eine Rolle und diese Rolle sind fast immer zu einem Großteil Politiker, ob man will oder nicht. Mir sticht dabei ins Auge, daß es im SimOff oft recht humorig zugeht, während die Figuren im SimOn ziemlich bierernst und knochentrocken sind. Eigentlich sind die MNs ja eine Freizeitbeschäftigung, aber es geht im SimOn-Teil zuweilen derart förmlich zu, daß man meinen könnte, es wäre eine Art Brotberuf.

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    Er ist entspannter, wenn mal einer durchdreht.


    Ich persönlich simuliere ja grundsätzlich eher gerne etwas ernster, allerdings fehlt mir zuweilen auch irgendwie die Möglichkeit, das komisch zu durchbrechen, um deutlich zu machen, daß es ja doch bloß ein Spiel ist. Zum Beispiel einfach mal so mit einer Staatschef-ID durch die Straßen zu laufen und Schaufensterscheiben mit dem Vorschlaghammer einzuschlagen o.ä. und dann ganz trocken zu äußern, "meine Herren, ich bitte um die Rechnung für den entstandenen Sachschaden, meine Personalen dürften ja bekannt sein". In Korland haben wir sowas schon in einzelnen Threads gemacht, aber doch eher, wenn die Simulation gerade so gut wie inaktiv war. Wenn man derartiges allerdings im laufenden Betrieb macht (z.B. eine Politiker-ID eher als Persiflage gestaltet), wird es tatsächlich vielfach ignoriert oder zum Teil auch dagegen vorgegangen. Es ist damit allerdings auch nicht ganz leicht umzugehen, da es doch ein gewisser Störfaktor sein kann.


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    @Perleburg: Es war und ist nicht verboten, in Aqua eine Partei zu gründen und sich für die Demokratie stark zu machen. Die Leute lachen schließlich auch bei uns gerne mal...


    Wenn ich Euch erst mal die Political Correctness und ein Glühlampenverbot bringe, lacht ihr nicht mehr! :D

    Meines Erachtens hat grundsätzlich beides seine Berechtigung, es sind eben von Grund her völlig unterschiedliche Ansätze. Der Ansatz ständiger Improvisation und Spontaneität zielt eher auf innersimulatorische Diskussion, Interaktion und Aktivität ab. Der andere Ansatz will eine Ausgestaltung leben, Geschichten erzählen und eine gewisse darstellerische Qualität erreichen. Gewissermaßen Improvisationstheater gegen Regietheater, wenn man so will. In der Praxis werden wohl überall Mischformen der beiden Extreme vorherrschen. Es ist ja auch so, daß die Stärken des einen Ansatzes die Schwächen des anderen sind und umgekehrt.

    Naja, ich denke, das stand oft auch unter dem Eindruck, daß da Leute, die von der Materie (noch) keine Ahnung hatten, sich eben mal einen Staat zusammenbasteln und ggf. von den anderen ihre Arbeit machen lassen wollten. Frei nach dem Prinzip: "Ich bin der Kaiser Fritz I. von Fritziland, ihr bekommt auch Posten, wenn ihr mitmacht." Ein Konzept auf die Beine zu stellen, wäre für mich sicher kein Problem, ob es dann jemanden anspricht, wäre eine andere Frage. Daß Korland ausgestaltungsmäßig absolut nichts taugen würde, wurde mir noch selten gesagt, trotzdem hält sich das Interesse in Grenzen.


    Das Problem ist aber doch zum Teil, daß die MNs eine deutliche Handschrift tragen. Korland wird etwa seit 5 Jahren ununterbrochen konservativ regiert, in Dreibürgen sind meist die Nationalliberalen an der Macht, Bergen würde ich großteils sozialdemokratisch sehen. Als einzelner kann man an solchen jahrelang gefestigten Zuständen kaum etwas verändern.


    Mir persönlich läge es auch ein wenig fern, etwa in Aquatropolis mich für die Einführung der Parteiendemokratie stark zu machen, in Astor eine kommunistische Partei zu gründen und den Umsturz zu proben, oder Lillemark zu politisieren und etwa eine Terrororganisation aufzuziehen. Dauerhaft ist für sowas kaum Platz. Mittlerweile ist es in den MNs üblich (ob man es wahrhaben will oder nicht), daß man zumindest auf der Metaebene den Konsens pflegt und das bedeutet auch Ausgestaltungen zu achten.


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    Und Überhang Administration: Ja da gebe ich dir Recht, aber das ist halt die Krux an der Sache, Bespaßen lassen oder selber Arsch bewegen und aktiv gestalten...für viele ist die Wahl sehr einfach. Entsprechend werden die wenigen Aktiven in einer MN in eine Spielleiterrolle gedrängt, die vorher nie angedacht war


    Das ist natürlich eine Seite der Medaille wozu man durchaus noch das ein oder andere sagen könnte.


    Aber zumindest ich muß mich da auch an die eigene Nase fassen, daß ich den Leuten in meiner MN zuweilen wohl nicht immer genug Freiräume lasse, sich zu entfalten. (D.h. Freiräume sind eigentlich genug, aber die Frage ist, ob man sich dafür nicht mit Ständestaat, Preußen und Zwischenkriegszeit viel zu gut auskennen muß, um sie ohne größere Schwierigkeiten nutzen zu können.) Wenn man bei fremden Kulturen oder historistischen Konzepten ein wenig den Daumen draufhält, daß das Konzept auch in die Mentalität, Sprache, das Simulationshandeln, die Bebilderung etc. einfließt, wird das den Leuten schnell zu anstrengend. Die meisten Spieler sind da andererseits aber auch zu höflich, einfach mal klipp und klar zu sagen, daß man es übertreibt oder sich auch einfach mal nicht an die Vorgaben zu halten, sondern stimmen eher mit den Füßen ab. (Wobei die "Vorgaben" selbst nicht mal immer explizit sind, aber sich einfach aus einem gewissen gelebten Simulation in den MNs ergeben.)


    Leicht läuft sowas letztlich auf eine Art "Kommandowirtschaft" der Administration (in Verbindung mit einer gewissen "Bespaßung") hinaus und sobald die dann selber mal etwas inaktiver wird oder keine Anregungen gibt, bricht alles zusammen und die Leute laufen weg. Es ist eben die Simulation der Administration - im besten Falle interessant zu lesen und gelegentlich zu kommentieren - aber eben nicht die Simulation einer Spielergemeinschaft.


    PS: Wobei ich den letzten Teil meiner reichlich selbstkritischen Ausführungen jetzt auch nicht mißverstanden wissen möchte. ;)

    Naja, ich denke, im Zweifel müssen sich die Spieler dann darüber abstimmen (ggf. immer wieder neu), ob sie das wollen oder nicht bzw. ob es einen gewissen Rahmen gibt. Prinzipiell halte ich den Gedanken, Satire und Spaßsimulation bzw. Phantastisches und realistische Simulation zu vermischen nicht mal für vollkomen abwegig. Dann mag es eben etwas kafkaesk werden. ;)