Beiträge von Wernher Graf von Perleburg

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    Politsatire in den MNs halte ich für recht heikel, da sie voraussetzt, dass die Spieler der MNs die selben politischen Ansichten haben. Es könnte zu Spannungen führen, wenn sich ein Mitspieler über eine politische Ansicht lustig macht, die ein anderer Mitspieler vertritt. Dies kann schnell zu SimOff-Konflikten mit negativen Folgen für den Spielerstand der MN führen.


    Grundsätzlich geht es mir da auch weniger um eine Satire bestimmter Positionen als vielmehr eine Satire des politischen Geschäfts. Aber selbst wenn jetzt ein Roter einen Schwarzen aufs Korn nimmt oder umgekehrt, so würde er ihn bei unsatirischer Simulation doch genauso angreifen und ggf. beleidigen.


    Ansonsten sollte man doch so viel Humor besitzen, mit sowas umgehen zu können. Generell fehlen in den MNs oft die kleinen Schwächen die Menschen ausmachen; da wartet man lieber bis man sich eine blitzgescheite Antwort zusammengedacht und gegoogelt hat, anstatt echte Menschen zu simulieren. Wobei das natürlich wieder sehr menschlich ist. ;)


    Aber wenn ich mir immer nur das gleiche dumme Geschwätz wie bei unseren RL-Politikern anhören muß, dann ist das doch auf die Dauer etwas fad. Vor allem sollte man MNs nicht NUR deshalb spielen, weil man RL nicht an die Posten rankommt.



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    Politiksatire? Auch noch wie in den Videos? Sowas geht bei uns garnicht.
    Unsere Politik ist durch Kürze und Sachlichkeit geprägt. Und durch Beschränkung auf das nötige.
    Was unser Militär, die dahinter stehende Doktrin sowie Strategie und Taktik angeht, da gibt es auch keinen Platz für Humor.
    Über die technischen Debatten wollen wir garnicht reden.
    Auch außenpolitisch ist der Humor... nun ja... .


    Ich denke, auch in Aquatropolis wäre Platz. Es gibt immer Situationen, wo ein Mensch sich genötigt sieht, etwas anderes sagen zu müssen, als er eigentlich denkt. Sei es aus taktischen Gründen, sei es um einem anderen zu schmeicheln usf.


    Aber vermutlich sind etwa parlamentarische Demokratien, wo es in erster Linie darum geht, die Leute zu beeindrucken und Bündnisse zu schmieden besser geeignet. Oder sie drängen sich eben mehr auf, weil es zu Aquatropolis eben keine praktischen Erfahrungen gibt. Wer weiß denn, was sich alles ergeben würde, wenn Aquatropolis "echt" wäre!?

    Ich weiß ja nicht, ob ich der einzige bin, aber zuweilen fehlt mir in den MNs etwas zwischen der (pseudo-) seriös-realistischen Simulation auf der einen und der Spaßsimulation auf der anderen. Vermutlich ist das frei nach der Formel "Spaß geh fort, Ernst komm her!" typisch deutsch und begründet auch den Erfolg, den Loriot mit der Durchbrechung dieses Umstandes in seinen Stücken hatte, aber trotzdem würde ich mir manchmal auch Anderes wünschen. Wolf Schmidt hatte in seinen Hesselbachs mal die Kommunalpolitik aufs Korn genommen, auch das ging in die Richtung.


    Könnte man nicht auch mal über Zitronencremebällchen (Verordnungen über die fachgemäße Reinigung öffentlicher Lampen) streiten, ganz energisch und emotional, mit Parteiengezank und taktischem Abstimmverhalten? Und zwar nicht nur im SimOff, weil man gerade wieder vergessen hat, daß die MNs eigentlich bloß ein Spiel sind!? Muß sich alles auf gescheiten Diskurs über Politik (oft schon im korrekten RL-Politsprech) auf der einen und Exportschlager aus Prinzessinen und Erbsen auf der anderen Seite beschränken. Darf, ja muß, es nicht auch Zwischentöne geben?


    Meine Beobachtung sagt allerdings, daß das sowohl auf der einen wie auf der anderen Seite nicht geht, in den ernsten MNs wird alles mit leicht ironischem Anflug gerne ignoriert und in einer echten Spaßsimulation geht feiner Humor eher unter.

    So ungefähr müssten die MNs aussehen, damit sie nicht abgehängt werden: http://www.tinytown.de/index.html
    Impression: http://img1.mun.playforia.net/…y/4478074/tinytown_31.jpg


    Möglicherweise wäre das eine optische Aufwertung (lassen wir mal Geschmacksfragen bei Seite), aber ob es das Kernproblem löst?. Meines Erachtens müßte man vor allem etwas gegen die Apathie und Lustlosigkleit der MNler unternehmen, damit es wieder aufwärts geht. Es bräuchte irgendwie Anreize, damit es sich lohnt, in den MNs tatkräftig zu engagieren. Mittlerweile ist es doch so, daß man alles hinterhergeworfen bekommt, weil fast überall Spielermangel herrscht. Wenn man sich 3 Wochen nicht blicken läßt, ist in vielen MNs weder das Amt weg, geschweige denn, daß einem jemand Vorhaltungen macht. Als Administrator nervt es mich zuweilen, aber als Mitspieler bin ich ja auch nicht besser.


    Ich denke, man müßte in gewisser Weise dahinkommen, daß auch das Volk simuliert wird (zumindest als Angebot) und das eigene Handeln Auswirkungen hat. Spiele, die in diese Richtung gehen hat es ja genug gegeben, sei es nun als Browsergame (etwa Ars Regendi) oder als normales Computerspiel (etwa: Democracy).


    Ansonsten ist eine der größten Ursachen für den Spielermangel sicher die fehlende Werbung für unsere Projekte. Wenn keiner davon weiß, kann auch keiner kommen. Für so exotisch oder elitär halte ich das Konzept MN jetzt auch nicht. Wegland hat ja gezeigt, daß man Leute heranholen kann.


    Vielleicht wäre es ja denkbar, improvisierte MN-projekte in allgemeinen Foren aufzuziehen (Frage in die Runde: "Wollen wir nicht mal einen Staat simulieren?"). Früher oder später würden dann vielleicht einige bei uns landen.

    Also mir scheint es letztlich doch mit das größte Problem der MNs von heute, daß man zu lange auf Antworten warten muß und zu selten gleichzeitig online ist. Jeder, der einmal in einer größeren MN war, weiß doch, wie herrlich es sein kann, wenn 5 Leute drei Stunden gemeinsam in einem Thread interagieren. Man steigert sich so richtig rein und es gibt einen temporeichen Schlagabtausch. Das ist fast so schön wie ein Ausflug mit guten Bekannten.


    Wenn ich dahingegen fünf Tage auf eine Antwort warte, kommt dieses Gefühl nicht auf. Oft hat man selbst schon keine rechte Lust mehr darauf, wenn die Antwort dann endlich kommt oder auch keine Zeit. Vor allem, wenn man einen umfangreichen Beitrag geschrieben hat und die Reaktion gleich Null ist, dann ist das schon recht demotivierend. Ja und da schließt sich in gewisser Weise wieder der Kreis - nicht jeden interessiert alles und oft sind Leute beeinander, die nur sehr begrenzte Interessen teilen.


    Man kann zwar simulieren, was einen nur selber interessiert, aber erstens reagiert keiner darauf und zweitens darf man zumindest als Administrator den Kernbereich einer MN nicht vernachlässigen, wenn einem die Leute nicht weglaufen sollen.


    Ich kann jedenfalls Enigmas Standpunkt, daß alleine simulieren besonders schön sei nicht teilen. Wenn ich allein sein will, lese ich ein Buch, gehe im Wald spazieren, sehe fern, oder starre die Decke an, aber gehe nicht in ein Diskussionsforum. Ob ich tausende Leute in Korland haben wollte? Nun ja, da hätte ich schon juristisch ein wenig Angst. Aber sonst sähe ich keine Probleme, da würden eben Moderatoren eingesetzt und die Polizei und die Gerichte hätten was zu tun. Man müßte sich als Administrator nicht um die Integration jedes einzelnen Mitspielers bemühen und in den einzelnen Organen bliebe die Zahl der Leute ja auch überschaubar und man würde sich endlich mal wirklich um die Posten reißen, was dann bedeutet, daß die Amtsinhaber auch ihre Arbeit erledigen müßten, weil Entsatz stets bereitsteht. Ja, also zumindest 50 oder 100 Leute dürften es gerne bei uns sein.

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    Ja und? Das alles sind nunmal inhärente Eigenschaften des Spieles. So wie ich beim Fußball eben die Füße und nicht die Hände benutzen muss.


    Zum Problem wird das allerdings dann, wenn man lieber Handball bzw. vielleicht auch Fußball und Handball spielen möchte, aber nur Fußball "geboten" bekommt. Das ist wohl auch das Problem der MNs, sie bieten dem Interessenten einfach nicht genug bzw. nicht das, damit er kommt bzw. bleibt. Geboten heißt nicht mal hofieren, aber wenn man denn Lust auf eine Partie Wasserball oder Teebeutelweitwurf hat, will der Partner eben auch vorhanden sein, der mitspielt.


    Am Anfang fand man es vielleicht toll, überhaupt auf so eine politische Simulation gestoßen zu sein, dann suchte man nach Bestimmtem und mit der Zeit sind die Vorstellungen so konkret, daß sich kaum noch was finden läßt, das die eigenen Ansprüche befriedigt.


    Jeder hat sicher so seine Vorstellung, wie die MNs oder auch eine bestimmte MN aussehen sollten und ich vermute, daß man mit der Zeit immer weniger Kompromisse einzugehen bereit ist. Das "Spielzeug" ist eben nicht mehr neu, jetzt soll es bitteschön eben "perfekt" sein. Das kennt man ja auch aus anderen Bereichen, reichte einem anfangs die billige Knipscamera oder der kleine tragbare Kassettenrecorder, soll es jetzt eine professionelle Spiegelreflex oder die Hifi-Stereonanlage sein.


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    Und ja, ich muß auf meine Mitspieler reagieren wie die auf mich. Genau das macht doch das Leben vl und rl aus.


    Da ist aber der Unterschied zum RL: Von müssen kann gar keine Rede sein, keiner muß. Es gibt da meines Erachtens hauptsächlich zwei Gründe, entweder interessiert eine Handlung eines Mitspielers (und sei es nur, um ihm zu "beweisen", daß er ein Depp ist), oder man reagiert, um jemanden bei der Stange zu halten - in der Regel machen das Administratoren.


    Und ansonsten: Wollen wir nicht alle die Menschen, die wir uns wünschen und nicht, die Menschen, wie sie tatsächlich sind? Das heißt also im konkreten Fall Menschen, die auf meine Sims in einer mir im großen und ganzen gefälligen Weise einsteigen - natürlich ncht so gefällig, daß es langweilig wird, aber doch so gefällig, daß es mir Freude bereitet. (Eine so undankbare Aufgabe, daß sie wohl höchstens jemandem gegen Bezahlung oder Computern zugemutet werden kann. ;))


    Wie gesagt, letztlich kann man natürlich auch alles für sich allein machen (wie diese exotischeren Simulationsthemen), aber dazu braucht man dann auch keine MNs. Der Reiz besteht im Wesentlichen aus dem Wechsel von Aktion und Reaktion. Letztlich schreibt man doch fast nur, um eine wie auch immer geartete Rückmeldung zu erhalten - zumindest dürfte das Festhalten zum Zwecke der Notiz einer Idee eine sehr untergeordnete Rolle spielen.

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    Von der funktionierenden WiSim zu träumen ist zwar schön, aber nach den bisherigen Erfahrungen letztendlich wohl nicht realistisch.


    Stimmt wohl, aber vieleicht könnte man trotzdem eine gewisse Unterstützung etwa der Wirtschaftssimulation erreichen.


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    Wenige Leute mit ihren Vorstellungen schränken die Kreativität ein.
    Mit Regeln und sonstwas außerhalb des unabdingbar nötigen richtet man nur Schaden an. Freies Spiel ist das einzige, was hier hilft. Wo das hinführt? Weiß keiner. Wie in der Evolution.


    Die Kreativität schränkt in meinen Augen eher ein, daß der MNler auf der Suche nach Interaktion ist. Da diese Interaktion erfordert, daß ein anderer Spieler darauf eingeht, muß er seine Aktionen so gestalten, daß er eine Reaktion darauf erhält. Wenn ich einfach drauflosschreiben würde, was mich gerade persönlich interessiert, wäre das mutmaßlich nur für wenige andere von großem Interesse.


    Ein anderes Problem ist dabei die "Faulheit". Ich würde manchmal gerne gewisse Situationen simulieren, auf die "Vorbereitungssimulation" habe ich jedoch keine Lust. Nehmen wir doch nur mal an, ich wollte eine bestimmte Rede als Parteivorsitzender einer bestimmten Gruppierung halten, so muß ich entweder eine entsprechende Partei gründen und die Satzung ausformulieren, oder in einer bestimmten Partei eben zum Vorsitzenden aufsteigen. Dann braucht es ja noch die Situation auf die meine Rede paßt, die auch erst mal eintreten/herbeigeführt werden muß. Die Zwischenschritte kann man in den meisten MNs allerdings kaum auslassen. Das würde ja freilich auch zu einem einzigen Chaos führen.


    Auch auf den Status Quo hat man keinen Einfluß, der ist eben, wie er ist, entweder arrangiert man sich damit oder man bleibt weg. Man kann ihn natürlich zu ändern versuchen, das setzt aber voraus, daß man genügend Mitstreiter findet.


    So wahnsinnig kreativ und individuell kann man in den MNs auch gar nicht sein, weil sonst die gemeinsame Basis fehlt und die ist numal bei der Interaktion von Menschen elementar.


    Auch Phantasie ist so eine Sache: Gesetzt den Fall, ich würde jetzt gerne den Arbeitsalltag in einem Eisenbahnstellwerk simulieren, dann bringt mir das rein gar nichts, wenn ich mir das noch so gut vorstellen kann, wenn außer mir das sonst keiner simulieren will. Wenn ich dann mit 5 NIDs das ganze nachstellen muß, kann ich mich auch gleich in Tagträumereien begeben.


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    Ich selbst bin mit Kurzpost völlig zufrieden. Dennoch kann das eine sinnvolle Stiländerung sein. Forumrollenspiele hatten ihre Hypezeit ja zusammen mit den MN. Die alten Hasen bedauerten da auch öfters mal die Lesespaßbeeinträchtigung zunehmender Kurzbeiträge. Sowas bringt nunmal die Masse mit sich. Ob das der Weisheit letzter Schluss ist, weiß ich nicht, aber wenn in einer MN Leute zusammenkommen, die diesen Stil mögen, ist das zumindest für die betreffende MN vitalisierend. Das bedarf aber sicher konsequente Adminrichtlinien.


    Erzwingen wird man es kaum können. Ich wolte das nur mal als Denkanstoß einbringen. Bei mir ist es nämlich so, daß ich öfter mal durch die MNs streife und das Gefühl habe, daß das, was dort passiert, mich gar nicht mehr so sonderlich interessiert.

    Ich sagte ja, daß es seinen Zweck erfüllt. Allerdings ist es ja doch so, daß die MNs gegen andere Formen der Unterhaltung irgendwie ankommen müssen und wenn wir jetzt mal davon ausgehen, daß in vielen MNs keine echten Kämpfe mehr ausgetragen, sondern eher Geschichten erzählt werden, weil man sich eben nur im SimOn, nicht aber im SimOff bekämpft, dann wird doch zunehmend wichtig, daß sich die Geschichten, die da erzählt werden, sich gut und spannend lesen.


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    Generell sehe ich in den MNs als Defizit, daß oft in gewisser Weise eine objektive Dritte Kraft bzw. Autorität fehlt, was doch in Richtung Generator geht. Es ist zum Beispiel einfach niemand da, der etwa die Wirtschafts- oder Innenpolitik der Regierung beurteilt. Aber genau das ist doch RL das Wichtigste überhaupt, wie sich etwa die Kriminalität, die Inflation, die Arbeitslosigkeit usf. entwickelt hat. Sowas ist doch der Stoff, woraus Wahlkämpfe und die Diskussionen an den Küchentischen erwachsen.


    In den MNs geht es dann entweder auf die Metaebene, was die Spannung herausnimmt, oder die Spieler zerfleischen sich eben entsprechend ihrer politischen Rollen. Allerdings ist dieses "Zerfleischen" wohl über die Jahre immer unbeliebter geworden, weil es eben ein bloßes gegenseitiges Unterstellen ist.


    Es fehlt dahingegen das Element des Ausprobierens. Die künstliche Nation wird einfach nicht simuliert, sondern nur behauptet. Mich würde es offen gesagt schon mal interessieren, was dabei herauskäme, wenn man ein Land wirklich so wie in Korland oder einer anderen beliebig einzusetzenden MN regieren würde.

    Ich habe mich da etwas zu schwammig ausgedrückt. Einer muß es sich ausdenken und beschreiben. Im RL braucht man dagegen bloß gen Himmel zu schauen. Die MNs inspirieren kaum, was man (einer der Spieler) sich nicht ausdenkt, gibt es in der Regel einfach nicht. Auf einem gewissen Niveau macht das die Sache aber recht anstrengend (natürlich jetzt eher allgemein verstanden, nicht in Bezug auf das Wetter).


    Nehmen wir doch nur mal die Figur Schmitz, die den Kabinettssaal betritt, man kann freilich schreiben "Ist auch da!", das erfüllt seinen Zweck, aber spätestens, wenn das der Fünfte getan hat, ist es ein einziges Grauen, das jedes Mal wieder zu lesen. Man kann allerdings auch etwas ein wenig ausschmücken:


    Schmitz hatte die Einberufung der Kabinettsitzung am Sonntagmorgen unerwartet getroffen als er gerade im Morgenmantel bei seiner Frau Mathilde saß. Im Scherz hatte er noch zu seiner Angetrauten gesagt, daß man ihn gewiß heute ins Kabinett rufen werde. Heute, wo sich doch Schwager Bodo zu einem Besuch angekündigt hat. Plötzlich klingelte das Telephon und der Kanzler war am Apparat: "Schmitz Ihr kommen duldet keinen Aufschub!", hatte er mit einer Bestimmtheit gesagt, daß es Angst machte. Nicht einmal rasieren konnte sich Schmitz mehr, der doch sonst nur geschniegelt und gestriegelt und selbstverständlich frisch rasiert das Haus verläßt. Jetzt hastet er in den Kabinettssaal unrasiert, hungrig und noch halb schläfrig mit den Gedanken bei seiner besorgten Mathilde und dem wohl umsonst gekommenen Schwager Bodo. Was kann es nur sein, was der Kanzler will? Nichts hat er gesagt[...]


    Man könnte auch bei einer Demonstration sich genötigt sehen, den Platz genauer zu beschreiben, oder eine Landschaft, oder Eisenbahnanlagen, den Hafen usw. usf. Das alles ist aber eben nicht im Handumdrehen gemacht und muß einem erst mal einfallen. Früher, wo es absolut nur ums Rumgezanke ging, da war sowas noch nebensächlich, heute aber, wo man in vielen MNs SimOff freundschaftlich miteinander umgeht, da sind solche "Ist auch da!"-Sätze doch einfach nicht mehr ausreichend. Sowas zu lesen, ist kein Vergnügen, da sehe ich doch lieber fern oder lese ein Buch.

    Ich glaube, zum Teil sind einfach die Schnittmengen zwischen den Spielern zu gering, um eine Simulation dauerhaft aufrecht zu erhalten. Außer Politik und eventuell etwas Kultur und Technik geht eigentlich so gut wie nichts. Außerdem sind die MNs kaum "erlebbar". Man kann sich mit einem MNler SimOn ja nicht mal über das Wetter unterhalten, ohne es vorher selbst zu beschreiben.

    Naja, es gibt da wohl grundsätzlich zwei Probleme, das eine ist Strukturkonservatismus, das andere sind strategische Überlegungen.


    Wenn die Ausgestaltung in "hoher Qualität" steht und die Strukturen eingefahren sind, will man das nicht so gerne über Bord werfen, worin man teils viel Aufwand gesteckt hat, und gegen eine ungewisse Zukunft eintauschen. Denn es ist ziemlich sicher, daß das Nachfolgende zumindest vorerst ausgestaltungsmäßig nicht an das Bestehende heranreicht und oft nicht genug Zeit und Spieler da sind, um das alte Niveau der Ausgestaltung schnell wieder zu erreichen, während es eine Garantie auf Erfolg nicht gibt. Also wird das Bestehende notdürftig am Leben gehalten und zusammengeflickt. (Macht man ja in Nordkorea jetzt auch schon über mehrere Jahrzehnte. Für gegelengtliche Drohungen und beeindruckende Paraden reicht es immer noch. ;))


    Ich erinnere mich noch, wie wir seinerzeit Schilda einstampften, um mit Korland auf dem gleichen Kartenplatz und mit den gleichen Spielern einen Neustart zu wagen. Gegen einen Umsturz sprach, daß dann doch zu Vieles beim Alten geblieben wäre, das damals uns ausgespielt erschien. Das klappte dann auch als die Altlasten beseitigt waren und man sich nicht mehr darum zu kümmern brauchte, was war. Gleichzeitig blieb das Vorgängerprojekt undemontiert erhalten und wurde ins "Archiv" gelegt - man hätte es zur Not jederzeit neu beleben können und da weitermachen, wo man stehengeblieben war.


    Das andere Problem ist vor allem aus Administratorensicht nicht zu unterschätzen. Mitunter hat man recht treue Mitspieler (wesentlich treuer als der Durchschnittsbürger), die aber nur unter der Voraussetzung da sind, daß man nichts Grundlegendes ändert. Bei uns in Korland hatten wir zum Beispiel einen Mitspieler, der vor allem an der Zwischenkriegszeit interessiert war, ein anderer ist am rechtsautoritären Ständestaat interessiert. Was soll man da machen?


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    Und unabgesprochene Putsche haben doch auch so etwas Zweischneidiges, irgendwie machen sie ja mehr Spaß als etwas durch und durch Geplantes, allerdings wirkt das doch von Außen immer so improvisiert und unkünstlerisch. ;) Die Leute sollen eben aus freien Stücken in Reih und Glied marschieren... Der "niveauvolle" Mensch will eben nicht, daß die Spieler aus SimOff-Aversionen und RL-ideologischem Gezanke aufeinander einhacken, sondern kultiviert und wissenschaftlich fundiert einen blutigen Putsch simulieren. ;)


    Das Problem ist wahrscheinlich letztlich, daß es Konsens ist, daß beispielsweise Wolfenstein eine Volksrepublik und Korland ein autoritärer berufsständischer Staat ist. Ich schätze, daß kaum jemand mit dem Ziel dorthin kommt, den Umsturz zu proben. Folglich engagiert sich auch niemand ernsthaft in einer wie auch immer gearteten Opposition. Für die Richtungsstreitigkeiten in der Regierung wiederum braucht es ein hohes Maß an Wissen und Einfühlungsvermögen über und in diese politischen Systeme, da die Kämpfe zwar hart geführt werden können, jedoch in der Regel "kleinkarierter" ablaufen als in einer bürgerlichen Demokratie. Für Personenkämpfe mit Gruppenbildung fehlen dahingegen meist die Spieler und ich habe noch selten erlebt, daß sich jemand gegen den "Führer" verbündet, um den abzusägen.


    Darüber hinaus wirft sich auch die Frage auf, wie man den Kampf zwischen Opposition und Regierung bewerten soll, bei den jeweiligen "Wahlsystemen" ist ja gar keine Möglichkeit vorgesehen, daß die Opposition die Macht erlangen kann, also rutscht man schonmal ein wenig auf die Metaebene ab, um das Verhältnis zwischen Opposition und Regierung zu bestimmen, weil man sich ja irgendwie darüber einigen muß, obschon man in der Simulation erbitterte Kontrahenten darstellt.

    Wieso muss immer alles geregelt werden? Das bringt nix! Da kommt dann wieder eine Liste der handelsüblichen Sachen zusammen, die den einen schon zum Halse raushängen(mein Bedarf an Putschen und Bürerkriegen ist noch auf lange Zeit gedeckt)und die anderen nicht kreativ gestalten können. Das schöne an den MNs ist es doch, daß man eben spielt, wie es einem in den Kopf kommt, ohne haufenweise Regeln. Die, die man braucht, schaffen sich die Staaten selber. Will ich so einen Ereignisgenerator, kann ich auch gleich CIV spielen.
    Schaltet euer Hirn auf Freispiel, toleriert im handelsüblichen Rahmen Seltsamkeiten und dann passt das schon.


    Das Problem der MNs ist letztlich, daß von selbst nichts passiert. Da muß einer sein, der es anstößt, wobei dieser jemand immer Gefahr läuft, daß man seine Ideen nicht annimmt oder man das, was er sich ausgedacht hat, für Mist hält. Dazu kommt der Anspruch, der vielfach an das Ergebnis herrscht aber doch nicht erreicht wird.

    In Demokratien wie Bergen, Andro und der DU gab es immer heftige Konflikte, begleitet von lebhaften Simoffdiskussionen. Die Simstruktur passte zu den Spielerinteressen, dort wollten die Spieler halt eine Politiksim betreiben. Als es noch genügend Spieler gab, ging das Konzept noch gut auf, einen Staat zu konzipieren und zu warten, bis er sich mit Männekicken füllt. Mancher kam sah ging, macher blieb. Das klappt heute allenfalls noch mit extrem andersgearteten MN. Da lockt noch etwas die Neugier. Will man hingegen mit den gängigen Mustern von Demokratie, Diktatur und Monarchie was reißen, muss man den Staat nach Spielerinteressen formen. Wenn die Politiksimfreunde abwandern und die Royalisten verbleiben, wirds halt ne Monarchie. Wenn die Spaßvögel weg sind, macht man auf Realismus, verbleiben die Spaßvögel, macht man wieder mehr Unsinn, hat man alles voller Militärliebhaber, simt man Kriege, egal, ob das in die bisherige Politik passte usw. Die MN muss sich sozusagen fluide an die Spielerschaft anschmiegen, nicht umgekehrt.


    Mit dem Resultat, daß sich alle einig sind, daß es so gut ist, wie es ist und sehnsuchtsvoll darauf warten, daß doch endlich mal ein böser Bube kommt, der Unheil stiften möge. ;)

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    Es wird auch nix passieren, wenn ein Generator was sagt und es die Leute nicht interessiert.
    Machen wir ns doch nichts vor, so ein Ding soll menschliche Krtivität ersetzen. Nur, fehlt die, hilft kein Generator.


    Ich weiß ja nicht genau warum, es wird psychologische Ursachen haben, aber in Diktaturen, ob nun sozialistisch oder rechts (Aquatropolis würde ich wegen seiner unideologischen Eigenheit da jetzt außen vor lassen), will in der Regel keiner die Opposition übernehmen bzw. schläft das nach kurzer Zeit ein. Das gleiche in absoluten Monarchien.


    Ich denke, es hängt damit zusammen, daß Konsens herrscht, daß man Diktatur/Feudalstaat simulieren will und keine 0-8-15-Demokratie. Dadurch hat eine Opposition von Anfang an keine Aussicht auf Erfolg. In der Regel ist aber die Aussicht auf Erfolg das, was Menschen antreibt. Gleichzeitig wird es für die Machthabenden mit der Zeit langweilig, weil sie schalten können wie sie wollen ohne Widerstand zu spüren.


    Jedenfalls sehe ich in diesen Fälen einen großen Nutzen. Das hat nicht einmal direkt etwas mit mangelnder Kreativität zu tun, es fehlt eben einfach das "Contra".

    Ist doch egal, mehr als rausschmeißen/sperren können die Dich nicht. Ich habe damals im Swingstyle-Forum (Alltagskultur der Zwischenkriegszeit) auch immerhin einen Spieler gewinnen können, der dem Projekt mehrere Jahre treu blieb und noch einen Bekannten mitbrachte.

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    Da ich viele Themen zu Neueinsteigern gelesen habe, weiß ich das diese nicht grade sonderlich beliebt sind.


    Weil sie den Bestehenden Spieler wegnehmen. Stell' Deine Idee doch mal in einem Tierforum vor, vielleicht finden es ein paar Tierfreunde lustig und unsere MNs erhalten so neue Leute. :)

    Naja, wenn man Administrator ist, wie ich, dann wird bei größeren Simulationen in der Regel bei mir angefragt, ob es "OK" geht. Generell muß diese Initiative aber auch erst mal von jemandem ausgehen und wenn alle bloß darauf warten, daß doch endlich wieder mal etwas passieren möge, dann passiert eben gar nichts. ;)


    PS: Gerade bei wenigen Spielern, so 1-4 , wäre so ein Generator sehr nützlich. Da entwickelt sich in der Regel nämlich wenig von selbst.

    Ideen habe ich auch genug, aber die schönste Idee wird langweilig, wenn sie vorher bekannt ist.


    Die Meldung, daß Terroristen eine Bombe in der U-Bahn deponiert haben und mit ihrer Sprengung drohen soll unerwartet kommen, so wie sie einen wirklichen Staatsmann erreicht und nicht so, daß ich mir das vorher ausgedacht habe und dann so tue, als würde es mich überraschen usf.