Beiträge von Wernher Graf von Perleburg

    Ein sozialer Konflikt ist ja auch vorprogrammiert: Einerseits stützt man sich etwa auf kleine Kaufleute, Bauern und Großgrundbesitzer, andererseits ist es für unbetroffene Teile der Regierung unübersehbar, daß ökonomischer Modernisierungsbedarf besteht, was zwangsläufig zu einer Zurückdrängung dieser Gruppen führt. Noch ein Beispiel: Man stelle sich mal vor, vor 70 Jahren hätte man beschlossen, daß 1/3 der Stimmen des Parlamentes durch eine Nationale Landwirtschaftskammer oder einen Bauernverband vergeben werden, jetzt machen aber die Bauern nur noch 5 % der Bevölkerung aus.

    Mit fünf Leuten kann man schon ganz gut simulieren. Das hier angedachte Szenario wird auch keineswegs gänzlich undemokratisch sein, es gibt ja durchaus verschiedene Interessenvertreter die an der Macht beteiligt sind und so dogmatisch wie in einem sozialistischen System, wo Marx immer als Lehrmeister im Raume schwebt ist es ja auch nicht. Und dann wäre ja noch die Möglichkeit einer mehr oder weniger verdeckten Opposition. Oder ein anderes Beispiel: Wenn sich der Staat z.B. auf die Kirche stützt, was will man dann machen, wenn man plötzlich einen liberalen Bischof vor sich hat, der gegen den Unterdrückungsapparat des Regimes predigt? Verhaften: unmöglich, diskreditieren: schwierig, "beseitigen": mit gewaltigem Risiko verbunden.

    Nochmal zu der Kulturfrage: Bis jetzt haben hier im Forum zwei Leute indirekt Interesse bekundet, allerdings nicht zugesagt, einer hat mir eine PN geschrieben, inwiefern sich noch Leute durch anschreiben dieser oder jener Person oder durch Werbung in MN-fremden Foren gewinnen läßt ist fraglich. Da wird dann abzuwarten sein, ob in irgendeiner Form gemeinsames Interesse an einer fremden Kultur besteht, oder ob der Pragmatismus letztlich doch zu Mitteleuropa (mit seinen auch fast unerschöpflichen Fassetten) rät. Es nützt ja auch nichts, wenn bloß einer sich auskennt und der gibt dann den Dozenten, regt sich im übrigen aber pausenlos über die Unwissenheit seiner Mitspieler auf.


    Einen Konflikt zwischen den "Deutschlandsimulationen", den Kultursimulationen fremder Länder, den kreativeren Modellen und den Spaßnationen künstlich herbeizuführen und zu entfachen, ist das Letzte was wir brauchen können. Alle haben ihre Berechtigung, so lange es auch nur einen Interessenten gibt.

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    Na wen die Phantasie nicht reicht, macht man halt Deutschland. Das zeugt von Einfallslosigkeit.


    Möglicherweise aber auch davon, daß man simulieren will und sich nicht zu 80% mit dem wälzen von Wörterbüchern und Literatur beschäftigen will und wenigstens im Ansatz mit der Sache vertraute Mitspieler zu haben wünscht. Wenn man das politische System der Tschechosslowakei mit der Mentalität Portugals, der Sozialstruktur Finnlands und der Sprache Norwegens verbindet, wird das schwierig. Überhaupt wäre das Kreativitis ohne Sinn und Verstand. Ich habe mich schon an vielen kulturfremden MNs beteiligt, ja das kann Spaß machen und ist auch eine Bereicherung, aber es ist eben nicht förderlich für den Spielablauf. Bei einem politischen System das mit viel Glück 10 Leute anzieht, 5 sind wahrscheinlicher, braucht man es nichtnoch auf die Spitze treiben.



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    Ein Drittes Reich passt nicht in die MNs, da das Staatenumfeld ein Anderes ist. Ich bezog mich auf die innere Ordnung mit dem NS-Vergleich, denn wen willst du vernichten und wem einem Vernichtungskrieg machen? Eine pseudo-historische Simulation ohne historisch passendes Umfeld ist halt Blödsinn, weshalb übrigens auch dieser neue DDR-Verschnitt SDR keinen Sinn macht.



    Ich habe auch nicht explizit gesagt, daß das Projekt auf eine der Karten kommt, in Korland war diese Inkompatibilität auch ein gewisses Problem. Niemand wollte uns in unserer Souveränität bedrohen. :)


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    Meine Güte, was soll das mit der DDR?


    Sollte allenfalls ein allgemeinverständliches Beispiel für eine unscharfe Grenzziehung sein.


    Auf eine Debatte was faschistisch sei und was nicht, lasse ich mich nicht ein, ich habe diesen Ausdruck bewußt nicht gebraucht. Die Begrifflichkeit wird auch sicher in der Simulation keine Rolle spielen, denn Italien wird ja bereits in Gran Novara simuliert.

    Ich meine damit eher: Wir nehmen willkürlich 500 Dissidenten, stellen die zur Abschreckung an die Wand und verscharren sie dann irgendwo im Erdboden, die Familienangehörigen werden ins Arbeitslager deportiert, so bald sie den Mund aufmachen. Da ist dann wohl auch eine Grenze zwischen einem rechtsautoritären System und Faschismus. Ich würde grob sagen, so lange man sich ungefähr in dem Rahmen dessen bewegt, was etwa in der DDR unter anderen politischen Vorzeichen passiert ist, geht es, aber dann werden doch Grenzen überschritten.

    Kommt drauf an, was man unter Faschismus versteht. In eher linken Kreisen gilt Dollfuß als Faschist, von Konservativen wird er teilweise noch heute als aufrechter Politiker geachtet, das gleiche gilt für Salazar oder Franco. Wenn Du in erster Linie auf den Bewegungscharakter (Jugendorganisation, Parteiorganisationen, Volksgemeinschaft usw.) anspieltst, dann kann man sich natürlich drüber Gedanken machen, wenn verstärkt die eher unappetitlichen Merkmale hinzutreten sollen, dann scheint mir da Vorsicht angebracht.

    Volle Zustimmung! Ist nicht wirklich neu und wenn es dann kulturell wieder auf Deutschland herausläuft, ist es sogar langweilig.


    Es wurde an keiner Stelle gesagt, daß es zwingend auf Deutschland hinauslaufen muß, das wäre gegebenenfalls von den Interessen der Mitspieler abhängig zu machen. Im Übrigen wette ich fast darauf, daß Dir das Deutschland des Kaiserreichs/ Weimarer Republik/ frühe Bundesrepublik/ DDR etc. keineswegs so vertraut ist, als daß man Dir nicht noch Details und Sachverhalte offenbaren könnte, von denen Du noch nicht mal geahnt hast. Oder was glaubst Du, warum diese Simulationen in der Regel so wenig authentisch sind? Wie sollte man da in einem fremden Land Besseres vollbringen? Aber wie gesagt, das wird sich finden.


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    Den Satz "versteht sich von selbst kein Drittes Reich" entnehme ich, dass du dies schon gerne machen würdest, aber halt nicht traust.


    Vorsicht, was Du da sagst: Du unterstelllst mir gerade, daß ich gerne Gaskammern, Völkermord und Vernichtungskrieg simulieren will. Vielleicht noch mit anderen darüber diskutieren, wie man möglichst schnell eine Million Menschen ermordet, ohne daß dabei Seuchen entstehen, oder darüber wie man Zyklon B billiger produzieren kann. Es gibt einfach Dinge, da ist mit Spiel Schluß, die verlangen nach ernsthafter wissenschaftlicher Betrachtung.


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    Noch eine Deutschland Kopie a la Weimar ist keine Bereicherung.


    Von Weimar ist doch gar nicht die Rede, eher schon von dem österreichischen Ständestaat unter Dollfuß oder dem francistischen Spanien, aber auch das nur als Anregung.



    Ob die Idee nun letztendlich neu ist, kann dahingestellt bleiben: Ratharia ist nicht mehr und Dreibürgen oder das HRR sind Monarchien mit starker Stellung des Militärs, aber ohne die typische "Atmosphäre" einer Diktatur.

    Irkanien und Stralien gehen auch irgendwie in diese Richtung und ich habe mich auch schon mit dem Gedanken getragen bei einer der beiden Simulationen mitzumachen, sind aber doch eben wieder anders als das was ich meine, wahrscheinlich sogar dann noch, wenn man die kulturellen Unterschiede bei seite läßt. Irkanien geht bei allen Unterschieden vielleicht, wenn auch deutlich kreativer, vielleicht noch am Weitesten in die Richtung der von mir angedachten Simulation. Allerdings ist Irkanien meines Erachtens doch liberaler und ohne Schwulst und Pathos am laufenden Band.

    Liebe Simulationsfreunde,


    wenn es in den Mikronationen mannigfaltige Umsetzungen politischer Systeme gibt, so wurde es bisher doch selten mit den Typen autoritärer Regimes versucht, wie sie zwischen den beiden Weltkriegen in Europa bestanden. Dabei scheint mir es aber gerade nicht uninteressant auch "so etwas" mal zu probieren. Es kann natürlich keine Simulation des nationalsozialistischen Deutschland oder dergleichen in Frage kommen, das versteht sich wohl von selbst. Aber gemäßigtere Formen des Autoritarismus, die sich meist auf konservativ und national gesinnte Kräfte stützen, wie es sie etwa in der Form des österreichischen Ständestaates oder in einigen Ländern West-, Mittel- und Osteuropas gab, könnten durchaus interessant sein.


    Grundpfeiler wären da wohl:


    - christlich- bis nationalkonservatives antimodernes Weltbild der "Machthaber"
    - Stützung auf Kirche, Militär, Bauern, Beamten, kleinere Kaufleute, konservativ-paternalistisch gesinnte Unternehmer
    - antidemokratischer Grundtenor
    - Autarkiepolitik und in Teilen rückwärtsgewandte Wirtschaftspolitik im Allgemeinen (z.B. Wiedereinführung von Zünften, Höchst- und Mindestpreise, Preisbindung, Unterbindung des Freihandels etc.)


    Auf der entgegengestzten Seite, die dann einer mehr oder minder im Verdeckten agierenden Opposition zukäme, stünden Liberale und Linke in ihren Schattierungen. Grundsätzlich wäre Ergebnisoffenheit in Aussicht gestellt, falls die Spieler sich dann insgesamt irgendwann eher einer Demokratisierung zugeneigt sähen. Vorerst wäre aber strikte Umsetzung demokratischer Prinzipien und ID-Trennung eher "pragmatisch" gehandhabt. Es soll im Idealfall nicht nur eine Politiksimulation sein, sondern auch das Erleben dieser Wirklichkeit für den Einzelnen in die Simulation integriert werden.


    Elemente dieser Simulation könnten nach Belieben - aber halbwegs realistisch - gestaltet werden, etwa dahingehend, ob die Regierung mehr aus Verhinderern besteht, oder ob die Sache doch "Bewegungscharakter" hat. Ein Mindestmaß an Feingefühl versteht sich von selbst, übelster Rassismus oder Antisemitismus können keinen Platz finden, die Geschichte verpflichtet eben doch. Ansonsten ergeben sich die üblichen Fragestellungen in einer Diktatur: Mache ich mit/mir die Sache des Regimes zu eigen?, Leiste ich Widerstand? und ganz trivial: Ja wie ist das eigentlich, wenn man auf einem Amt im barschen Befehlstonfall angefahren wird und man bei einem falschen Wort in der Kneipe auf das nächste Revier vorgeladen werden kann?


    Zu diesem Zweck geeignet wäre sicher, Korland als Basis zu verwenden, aber es könnte auch ein neues Land gestaltet, bzw. Korland den Bedürfnissen angepaßt werden. Ob die Simulation nun fiktiv-historisch, also nicht der Realität folgend, aber abgetrennt von den anderen MNs, historistisch - quasi als Sonderentwicklung wie Korland - , oder doch eher komplett in einem wirtschaftlich rückständigen, aber im Heute angesiedelten Land anzusiedeln wäre, kann ebenfalls diskutiert werden - wobei ich letztere Möglichkeit etwas fad' finde, weil dann optisch nichts geboten wird.


    Sollte es Interesse geben, bitte kurz Bescheidgeben, über Genaueres kann man dann immer noch reden, auch über einen Startzeitpunkt. Mir fehlt für das Erste ohnehin die Zeit, so etwas mit dem nötigen Einsatz anzugehen, daher will ich hier in erster Linie die Zeit nutzen, um abzuklopfen, ob es Interesse für eine solche Simulationsalternative gäbe.

    Man kann die Leute auch zweimal informieren, wenn man glaubt, daß es vergessen werden könnte. Sofern man sich ohnehin überall angemeldet hat, ist das zweite Mal ja dann mit ein paar Klicks und einem einzukopierenden Satz erledigt, außerdem gibt es den Marktplatz und die MN-Nachrichten.

    Ja - kann man nicht anders sagen. Wenn es 2 oder 3 weitere Leute außer mir und dem Kollegen Objektleiter gäbe, die das einigermaßen ordentlich hinbekommen (sich also zumindest rudimentär mit der Materie befaßt haben), könnte ich mir eine Mitwirkung überlegen. Zu zweit wäre mir die Sache zu fad'.

    Heißt es denn nicht "Germanskaja Demokratischeskaja Respublika"? In der russischen Wikipedia steht es jedenfalls so (Герма́нская Демократи́ческая Респу́блика (ГДР, Восто́чная Герма́ния) )und mein zugegebenermaßen westdeutsches (Ausgabe 1986 oder so) Wörterbuch meint das Gleiche. Deutscher scheint wohl Немец zu heißen, Deutschland aber Герма́ния, weit über das Durchblättern eines Wörterbuches bin ich aber auch nicht in diese Sprache vorgedrungen.