Und jeder, der die einzige Wahrheit oder die absolute Richtigkeit seiner Meinung für sich beansprucht, diskreditiert sich und sein, möglicherweise sogar richtiges und berechtigtes Anliegen in meinen Augen selbst.
Ich bin mir nicht ganz sicher, worauf du damit hinauswillst, aber so wie du es formulierst, klingt das für mich bedenklich danach, dass ruhig jeder seine eigenen alternativen Fakten haben soll.
Es kommt natürlich immer darauf an, worum es gerade geht, aber wenn ich überzeugt bin, dass Gras grün ist und du behauptest, dass es rot ist, dann kann ich deine Meinung nicht als genauso richtig akzeptieren. Im Gegenteil muss ich sogar beanspruchen, dass du einfach falsch liegst, wenn ich meine Überzeugung ernst nehme und nicht diskreditieren will.
Wie ich dann mit dir umgehe, ist eine separate Frage. Ich sollte tolerant sein und es im Wortsinne ertragen, dass da jemand rumläuft, der Gras für rot hält und diese Meinung auch noch öffentlich vertritt. Das heißt aber nicht, dass ich den Absolutheitsanspruch meiner Überzeugung, dass es grün ist, aufgeben kann, ohne gleichzeitig die Überzeugung aufzugeben. Beides gleichzeitig kann nicht wahr sein.
In anderen Fragen schließen sich die Optionen nicht gegenseitig aus. Wenn man sich beispielsweise über das Problem (die zugrundeliegenden Fakten) einig ist, dann kann es verschiedene Lösungsvorschläge geben, die alle (möglicherweise zu unterschiedlichen Graden) das Problem lösen können. Dann kann ich meinen Vorschlag natürlich nicht absolut setzen und alles andere von vornherein als falsch ablehnen. Ein anderer Vorschlag entspricht vielleicht nicht dem, was ich für am besten halte, aber hier sind Kompromisse möglich, ohne eigene Grundüberzeugungen aufzugeben.