Bekenntnis zur Virtualität

  • In Fuchsen diskutieren wir gerade darüber und ich dachte, ich stelle die Frage mal "micronational" in den Raum. ;)


    Wie weit reicht euer Meinung nach das Bekenntnis zur Virtualität ?


    Meint es nur einen Verzicht auf ernsthafte staatliche Ansprüche, gleich ob politischer oder territorialer Art ?


    Oder geht es weiter, daß alles nur eine Fiktion ist, ein nettes Spiel, welches mit der Realität nicht viel zu tun hat ?


    Und gleich hinten dran die Frage: Verbaut man sich nicht dadurch etwas ? Nimmt man der Simulation nicht dadurch einen interessanten Aspekt, sich inplay mit RL-Themen und RL-Politik zu beschäftigen ?


    Ich mein, was spricht dagegen, sich sim-on zu den Machenschaften des iranischen Präsidenten zu bekennen ? Was spricht dagegen, als Staatsregierung eine Note gegen die amerikanische Regierung bekanntzumachen, weil die sich weigert, bestimmte Klimaschutzziele zu unterzeichnen ?
    Was spricht dagegen, Österreich als Kolonie zu annektieren ? ;)


    Es schult daneben die Diskussionsfähigkeit, vorallem da man sim-on, zB als Schurkenstaat, theoretisch auch Positionen einnehmen kann, die man RL nicht so einnehmen würde.

  • Hm hm ...


    Es ist ein Spiel, ein Hobby das man ausübt. Ich nehme die Situationen ernst, kann aber im Zuge der Virtualität nicht davon ausgehen, das irgendwie umzumünzen bzw. ich will das auch garnicht.


    Ich betrachte alles als Rollenspiel und zwangsläufig ist etwas das nahegelegt an reale Verhältnisse, schließlich sind auch die Spieler dahinter real, nichts schlimmes sofern es nicht irgendwelche persönlichen Schmerzgrenzen übertritt.


    Sei es nun, dass man irgendwo ein Präsident oder Kanzler ist, so ist es für mich nichts anderes als wenn ich mich jetzt hinter das Steuer eines Bettlers setze oder aber in irgendeiner Form einen feuerballwerfenden Magier spiele. Eine klare Distanzierung zum RL ist nicht immer möglich aber so gut es geht gestalte ich diese Distanz aus, denn eine fiktive Welt erfordert ebenso fiktives Denken und das hineinsteigern in eine fiktive Situation, nur kann man von keinem Erwarten das dadurch die persönlichen Bedürfnisse und Grenzen einfach so aufgelassen werden, aber gleichzeitig sind sie von ID zu ID verschieden zu setzen...ich hätte zum Beispiel ein Problem wenn ich jemandem das Herz rausschneiden und essen müsste aber ich habe da einen Charakter bei dem das schlichtweg Religion ist die seit Jahrtausenden praktiziert wird...


    ...genauso wenig würde ich als alter bärtiger zahnloser dumme Sprüche von mir lassen und auf einem Llama reiten, aber die ID macht es und das ist der Unterschied. Man muss RL nicht immer Eins sein mit der ID, das ist diese berüchtigte Trennung zwischen Simon und Simoff, die teilweise hochgelobt aber am Ende wegen der Realitätsnähe niemals gänzlich erreicht werden kann...außer vielleicht durch stets kompetente Rollenspieler...nur warum sollte man bei einem Hobby stets kompetent sein, wenn man ein Hobby doch ausübt um sich zu entspannen?


    Tja, die Frage kann nicht ganz beantwortet werden aber einen Anstoß gibt es dazu. ;)

  • ?( also das war mir jetzt zu hoch. :P


    Ich sag ja nur, daß dieses "Bekenntnis zur Virtualität" wie es ja ua von diversen Kartenorganisationen auch gefordert wird, wenn man es eng auslegt, eigentlich nur bedeutet, was ich oben schrieb, nämlich Verzicht auf irgendwie geartete, reale Staatsansprüche.


    Trotzdem scheint ja durchaus ein (nonverbaler) Konsens zu herrschen, die ganze MN-Welt als fiktive Blase, als Spiel zu betrachten, welches sich von der RL-Welt abkapselt.


    Dabei ist diese Trennung sim-on/sim-off wie du so schön schreibst, in Teilen sogar sehr inkonsequent oder wie erklärt sich, daß es in dieser VL-Welt auch einen Vatikan gibt ?


    Das setzt ja voraus, daß es auch ein VL-Christentum gibt. Wurde aber die sämtliche 2000jährige Geschichte des Christentums ins VL übertragen ? Gab es ebenso einen VL-Jesus, der in VL-Bethlehem - wo liegt das ? - geboren wurde, gibt es eine VL-Bibel ?


    Als Rollenspiel kann man es uU begreifen, aber damit tu ich mir ehrlich gesagt schwer, vorallem da in den meisten MNs gar nicht die Grundvoraussetzungen des Rollenspiels eingehalten werden.

  • Na das vor allem die Dinge die im eigenen Leben wertvoll und allgegenwärtig sind spricht für das Territorium unseres Sprachraumes und unserer Spielergemeinschaft...das mitunter der Islam, der Buddhismus und der Hinduismus mehr religiöse Mitglieder haben als das Christentum ist eine Tatsache die Aufgrund mangelnder Kulturkenntnisse kaum aussimuliert und kaum interessant ist weil man damit wenig bis garnichts assoziiert was man selbst kennt...von daher mag diese Christengeschichte irgendwann sogar mal aussimuliert werden...man mag als Beispiel jetzt Sebulon hernehmen, wo ein Israel simuliert wird und wo man dann am Vatikan und an den ganzen Ländern weitersieht wie stark die Spieler von ihrer eigenen Religion umgeben sind, während man Teile einer indischen oder einer muslimischen Kultur schon mit der Lupe suchen muss...


    ...sprich: Die Umsetzung des eigenen umgebenden Interessensfeldes in die Virtualität bzw. Teile davon sind einfacher und damit auch naheliegender als alles andere.


    Zu den realen Staatsansprüchen: Äh, nein! ;)


    Zum Rollenspiel: Rollenspiel ist alles was nicht zwangsläufig real ist. Wenn ich jetzt sage, dass ich eben irgendeinen Präsidenten spiele, dann versetze ich mich in diese ROLLE hinein und SPIELE diese Rolle. Rollenspiel ist keineswegs irgendein festgelegtes Regelwerk in das man sich einfügen muss. Simulation hingegen ist die Simulation von irgendwas das man schon kennt...sei es Amerika oder Deutschland, oder von einer Person...darum ist der Begriff Simulation, wenngleich er alteingesessen ist, teilweise unpässlich, da zur Simulation eines realen Faktums ebenso ein Rollenspiel dazugehört.

  • Ich verstand das Bekenntnis zur Virtualität auf einer HP immer nur als Hinweis für den unwissenden Leser, daß er keine HP eines realen Staates vor sich hat. Ich habe nie angenommen, dahinter stünde irgend eine Philosophie.

  • Man kann auch aus der simplen Feststellung eine Philosophie machen *g*


    Wolfenstein beriet über diese Frage bereits im März 2003 ;) Hab mal eben nen Auszug von damals gesucht...



    -> Was zur Folge hat, keine Simon-Simoff-Grenzen mehr zu haben! Man kann also ganz offiziell von Deutschland etc. reden und sich auch auf solche Problemstellungen diesbezüglich beziehen!

  • Zitat

    Original von Leoly
    -> Was zur Folge hat, keine Simon-Simoff-Grenzen mehr zu haben! Man kann also ganz offiziell von Deutschland etc. reden und sich auch auf solche Problemstellungen diesbezüglich beziehen!


    Und genau DAS wollen wir nicht ;)

  • Wer sagt, daß "wir" das nicht wollen ? ;) Dann sollte man vllt "wir" ausdrücklicher bestimmen.


    Und abgesehen davon, habe ich ja gerade darauf hingewiesen, daß eben diese lapidare Hinweis zur Virtualität Fragen aufwirft, weil er nicht eindeutig bestimmt ist. und wahrscheinlich würde man sogar in aller erster Linie dabei an einen Staat denken, der eben keinen territorialen oder politischen Ansprüche verfolgt, in Abgrenzung zu eben den "echten" Micronationen wie Nova Roma, Talossa, etc...

  • Zitat

    Original von Lady Enigma
    Also, was die Weltherrschaft angeht, wir üben hier nur fürs RL. :D ;)


    lol


    Ich merke gerade, dass Albenien nirgendwo ein solches "Bekenntnis zur Virtualität" hat.


    Ansonsten sehe ich es ähnlich wie die Eins. Das ist einfach ein Hinweis für Nicht-Eingeweihte, nicht dass die dann denken: "Aquatropolis? Was ist denn das? Den Typ gibt es also wirklich? Und die wollen die Weltherrschaft an sich reissen? Wo fangen die denn an? Luxemburg, Vatikan, USA? Aber moment mal... Warum steht in der Wikipedia nix? ?("


    Jedenfalls sehe ich keine grosse Philosophie dahinter.


    Ausserdem bringt es nicht viel, wenn jetzt Albenien mit einer Resolution den Irakkrieg verurteilen würde. Und zwar aus zwei Gründen:
    Erstens interessiert das kein Schwein, wenn jetzt irgendeine Virtuelle Nation das verurteilt.
    Und zweitens ist Albenien so stark in die virtuelle Welt eingebettet, dass sowas die Blase platzen lassen würde.


    Ich glaube, dass eine Micronation, welche realpolitische Visionen hat, nur schwer mit anderen, virtuellen MNs interagieren kann.

    « Spam gibt es bei uns nicht. Das nennt sich dann entweder Öffentliches Leben oder Politik... »

  • Zitat

    Original von Flavian Bolled
    Ich glaube, dass eine Micronation, welche realpolitische Visionen hat, nur schwer mit anderen, virtuellen MNs interagieren kann.


    Weil Simhaltung und Realhaltung von Personen oft auseinanderdriften, käme es dann zu Situationen, daß Aquatropolis den Irakkrieg verurteilt, die Vereinigte Kommunistische Liga mehr Wirtschaftsliberalität fordert oder der König Großgeldern ein Pamphlet für Demokratie in Arabien herausbringt, danach aber Demokraten in seinem Reich an die Wand stellt. Das alles wäre Slapstick.