Konzeptidee für eine politische Mikronation

  • Hallo zusammen!


    Ich bin seit einiger Zeit schon nicht mehr in den Mikronationen zurück, bis mir nun urplötzlich so eine Idee im Kopf herumspukte, wie man einmal eine Mikronation mit Politik-Fokus aufziehen könnte, bei der echte Spannung im politischen Geschehen aufkommt und einen mehr zum Wahlkampf motiviert als nur der Selbstzweck. Daher möchte ich euch nun einmal mein Konzept vorstellen und hören, was ihr davon haltet. Vielleicht wurde soetwas ja auch schon mal in ähnlicher Weise umgesetzt, ohne dass ich es mitbekommen habe.


    Ich habe das jetzt einfach relativ konzeptlos heruntergeschrieben, ich hoffe, ihr könnt euch dennoch ein klares Bild machen. Konkrete Werte und Bezeichnungen sind auch erstmal willkürlich gewählt, es geht um einige Grundideen.


    Gehen wir jetzt einfach mal von einer demokratischen Mikronation aus mit mehreren Bundesländern/Bundesstaaten die jeweils einen Abgeordneten ins Parlament entsenden. Und zusätzlich von einem national direkt gewählten Präsidente oder so. Das genause System ist nicht relevant, wobei ein Mehrheitswahlrecht sich auf jeden Fall bei dem Konzept anbietet. Da ich ein Zufallselement integrieren möchte bräuchte das genutzte Forum dann eine Würfelfunktion, aber solche Mods gibt es ja genug, das wäre also kein Problem.


    Wahlen finden auf jeden Fall NICHT in der Form statt, dass einfach die Mitspieler wählen, so wie es in vielen MNs üblich ist. Die Wählerschaft wird anstatt dessen in verschiedene, jeweils gleichgroße (zunächst mal als Annahme) Bevölkerungsgruppen aufgeteilt. Nennen wir sie (frei nach Tropico) mal Unternehmer, Arbeiter, Intellektuelle, Religiöse, Umweltschützer, Nationalisten und Landwirte.
    Jede ID startet mit einem Beliebtheitswert von sagen wir 10 bei jeder Bevölkerungsgruppe. Diese Grundwerte lassen sich durch Hintergrund und Image der ID verändern, je nachdem, wie der Spieler den Hintergrund seiner ID gestaltet – wobei am Ende bei allen Boni und Mali immer +- 0 herrauskommen muss. Jede ID führt demnach einen "Charakterthread" in dem die aktuellen Beliebtheitswerte und die Grundboni der ID festgehalten und stets aktualisiert werden.


    Immer wenn dann eine ID einen öffentlichen Auftritt zu einem politischen Thema hinlegt, eine Rede hält, eine Pressemitteilung verfasst, eine Gesetzesinitiative einbringt oder sonstwie öffentlich Stellung bezieht, kann sie versuchen, eine oder mehrere zum Inhalt der Stellungnahme passende Gruppen anzusprechen. Dann wird pro angesprochener Gruppe gewürfelt (bzw eine Zufallszahl ermittelt) und bei einem Erfolg (sagen wir willkürlich jetzt mal bei 3+) erhält die ID +1 Beliebtheit in dieser Gruppe.


    Daraufhin können jedoch andere Mitspieler Reaktionen posten und pro angesprochener Gruppe des Initiators ebenfalls eine bestimmte Gruppe hervorheben die naturgemäß eher wenig begeistert von dem Gesagten sein wird. Für diese wird ebenfalls gewürfelt und bei Erfolg verliert der Verfasser der ursprünglichen Äußerung einen Beliebtheitspunkt bei der reagierenden Gruppe. Am besten sollte dieser Verlust unwahrscheinlicher sein als der Gewinn, damit sich öffentliche Auftritte unterm Strich lohnen (also z.B. Erfolg hier bei 5+).
    Einfaches Beispiel: ID A setzt sich in einer öffentlichen Erklärung für die Einführung eines Mindestlohns ein und gibt dann am Ende seines Beitrags als SimOff-Kommentar an, damit die Arbeiter ansprechen zu wollen. Er postet den Würfelcode und wenn er Erfolg hatte vermerkt er in seinem Charakterthread den Zuwachs (mit entsprechendem Link auf den neuen Thread als Beleg).
    Ein anderer Spieler liest dieses Thema und postet mit seiner ID B (oder auch einer Lobbygruppen-ID oder ähnlichem) eine Erwiderung, in der er breit und deutlich erklärt, wie sehr ein Mindestlohn doch dem
    Wirtschaftsstandort der Nation schade und erklärt am Ende des Beitrags als SimOff-Kommentar, dass er damit die Unternehmer reagieren lassen will. Er postet den Würfelcode. Der Spieler von ID A steht dann in der Verantwortung seinen Thread auf solche Reaktionen zu kontrollieren und bei erfolgreichen Würfelwürfen die eigene Beliebtheit im Charakterthread anzupassen, in diesem Fall also seine Beliebtheit bei
    den Unternehmern um 1 zu senken.


    Um das ganze nicht ausufern zu lassen sodass die Leute nicht jeden Tag zum gleichen Thema Pressemitteilungen verfassen, wäre wohl eine Schranke sinnvoll, ala jede Gruppe kann pro Woche nur einmal angesprochen werden (oder zumindest nur ein mal erfolgreich). Und vielleicht auch eine Mindestzeichenzahl, damit keine Einzeiler hingerotzt werden, um Beliebtheitspunkte zu erhalten.


    Die Wahl läuft dann nach Mehrheitswahlrecht ab. Jede Bevölkerungsgruppe hat sagen wir 100 Stimmen (wenn man verschiedene Bundesstaaten oder Länder hat könnten manche Gruppen in manchen auch stärker sein als andere, das wären dann Feinheiten). Bei jeder Gruppe werden dann alle zur Wahl stehenden Kandidaten auf ihre Beliebtheitswerte verglichen und die 100 Stimmen anteilsmäßig verteilt. Hat Kandidat A also bei den Religiösen eine Beliebtheit von 15 und Kandidat B eine Beliebtheit von 8, dann erhält A 65 Stimmen (15/23 * 100) und B 35 Stimmen (8/23 * 100). Die Stimmen der Bevölkerungsgruppen werden schließlich aufaddiert. Zusätzlich würde ich noch einen beachtlichen Teil an Stimmen zufällig verteilen lassen, um hier keine im Voraus berechenbaren, sondern auch zufallsabhängige Ergebnisse zu erhalten
    und die Spannung zu erhalten. Damit wäre der Wahlausgang einmal vom Glück aber zu einem entscheidenden Teil auch davon abhängig, was und wie viel ich mit meiner ID so zu welchen Themen poste.



    Nach der Wahl werden die Beliebtheitswerte jeder ID wieder auf ihre Grundwerte zurückgesetzt – wer also für etwas gewählt wurde muss es auch umsetzen, um wiedergewählt zu werden. Die Wähler haben ein kurzes Gedächtnis. ;)


    Das soweit als Grundkonzept. Weitere Vertiefungen sind denkbar.
    Beispielsweise könnte man auch soetwas wie z.B wöchentliche Zufallsevents einbauen, die von einer Liste, die man SimOff gemeinsam baut, ausgewürfelt werden und die dann entsprechende Gruppen ansprechen und wozu dann jeder Stellung beziehen kann, um eine zusätzliche Option zu erhalten, die eigene Beliebtheit zu steigern. Eventuell könnten solche Events dann auch Einfluss auf Wahlen nehmen, so ala: Nach
    einer großen Umweltkatastrophe (z.B. Reaktorunglück) wächst die Gruppe Umweltschützer für die nächste Wahl einmalig auf die doppelte Stimmenzahl an und plötzlich wird Umwelt zum wahlentscheidenden Thema.


    Oder man könnte die Option einführen, dass man als Spieler auch Skandale, Fauxpas und Peinlichkeiten der eigenen ID simulieren lässt. Bei denen kann dann nur zwar auf negative Beliebtheitsreaktionen gewürfelt
    werden, dafür erhält man aber einen Punkt eines neuen Wertes mit der Bezeichnung "Öffentliche Präsenz" (nach dem Motto: all publicity is good publicity) und am Ende bei der Wahl bekommt dann derjenige
    Kandidat mit der höchsten Öffentlichen Präsenz (also der mit den meisten Skandalen) einen Bonus auf die zufällig verteilten Wähler oder so. Wäre natürlich nur bedingt realistisch aber vielleicht ein lustiger Ansatz, Anreize zu schaffen, dass die Spieler ihre IDs auch einfach mal Dummheiten anstellen lassen - da sie am Ende davon profitieren können.


    Dann könnte es weiter auch die Möglichkeit geben, mit der eigenen ID andere öffentlich zu unterstützen, wenn man im gleichen Wahlbezirk (also z.B. Bundesstaat für Parlamentswahlen oder eben national für Präsidentschaftswahlen) ist. Dadurch bekommt er dann z.B den halben eigenen Bonus einer ausgewählten Bevölkerungsgruppe für die Wahl gutgesprochen. Wenn also ein Politiker der Partei X sich stark um Umweltthemen kümmert und ein anderer Politiker der Partei X sich stark an die Intellektuellen richtet kann dann bei Wahlen der gemeinsame Kandidat von beiden Beliebtheitswerten profitieren - und es gäbe auch Anlass, Beliebtheit zu sammeln wenn man persönlich für kein Amt antritt.



    Und natürlich dürfen politische Parteien nicht fehlen. Die könnten einem – je nach Parteiprogramm, das dann auch mit den entsprechenden "Regelwerken" imSimOff-Teil angelegt wird – dann Boni bzw Mali auf die Erfolgswürfe von Beliebtheitsveränderungen bestimmter Gruppen geben.


    So viel mal dazu, müsste in der Praxis dann natürlich noch konkretisiert werden und hat viel Ausbaupotenzial. Wichtig fände ich aber, dass es am Ende nicht zu umfangreich und kompliziert wird. Prämisse ist natürlich auch, dass man keinen tiefen Realismus erwartet, sondern die Spielbarkeit in den Vordergrund stellt. Das ganze würde zu einem guten Teil natürlich auch auf der Vernunft aller beteiligten Spieler bauen müssen, die ihre Sim entsprechend konform zu den Vorgaben halten.


    Soweit von mir, ich hoffe das war nicht zu wirr und unstrukturiert. Was meint ihr? Könntet ihr euch für so eine Art politischer MN begeistern?

  • Das Problem sehe ich darin, dass der Inhalt der Pressemeldung eigentlich gar nicht mehr zählt. Es geht nur noch darum, dass es eine gibt. Was hält mich davon, das Folgende zu posten?


    Zitat

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    *so* Damit spreche ich die Arbeiter an.*so*


    Vielleicht kannst du das eine oder andere Problem dieser Art lösen, aber letztendlich versuchst du, ein völliges offenes Spiel in ein Regelwerk zu quetschen, damit du den Erfolg berechnen kannst. Das Ergebnis ist höchstwahrscheinlich keine MN mehr.

  • Das Problem sehe ich darin, dass der Inhalt der Pressemeldung eigentlich gar nicht mehr zählt. Es geht nur noch darum, dass es eine gibt. Was hält mich davon, das Folgende zu posten?



    Vielleicht kannst du das eine oder andere Problem dieser Art lösen, aber letztendlich versuchst du, ein völliges offenes Spiel in ein Regelwerk zu quetschen, damit du den Erfolg berechnen kannst. Das Ergebnis ist höchstwahrscheinlich keine MN mehr.

    Man müsste hier natürlich darauf bauen können, dass die Mitspieler die Simulation ernst nehmen und in Eigenverantwortung hier nur sinnvoll simulieren. Das hat man aber doch eigentlich in allen Mikronationen. Wer Unsinn simt, den muss man im Zweifel vom Spiel ausschließen, aber in der Regel halten sich Mitspieler doch an die Konventionen einer MN.
    Und wichtig wäre eben auch das Regelwerk nicht als Einengung sondern als Ergänzung der Simulation zu betrachten. Nicht die Sim soll sich nach den Regeln richten, sondern es soll eben Regeln geben, die bestimmte Elemente der Sim dann im Blick auf Wahlergebnisse auswerten. Ich denke auch dass die meisten Spieler in Mikronationen in erster Linie aus Spaß an der Freude simulieren und sich politische Diskussionen liefern, als dass in irgendeiner Form das "Gewinnen" im Vordergrund steht. Das bemerkt man ja daran, dass es auch Wahlkämpfe in MNs gibt, wo das Wahlergebnis sowieso nur davon abhängig ist, welche Partei mehr Leute zur Wahl mobilisiert. Ich glaube also nicht dass die meisten Mitspieler ihre Sim den Regeln unterordnen würden, ich glaube eher (oder das ist zumindest die Intention), dass man mit solchen Regeln a) motivierter ist, Wahlkampf zu betreiben und b) die Wahlen spannender verlaufen, da man auch SimOn Einfluss auf sie hat.

  • Wer für etwas gewählt wird, muss es auch umsetzen? Wegen des kurzen Gedächtnisses? Gerade wohl deswegen eher nicht.... :D
    In der Demokratie lügt man und betrügt. Wird doch gerade ganz groß vorexerziert. Und das Stimmvieh blökt etwas und wählt beim nächsten mal wieder zwischen Spiegelei mit Brot und Setzei mit Stulle.
    Wie auch immer, viel Erfolg dabei. Mir persönlich reicht es schon, diesen widerlichen Affenzirkus täglich live im RL ertragen zu müssen.

  • In einer MN, die sich zwei Seiten leisten kann, die wirklich beide regieren wollen, da werden die Regeln ausgereizt werden. Wo es nicht der Fall ist, ist der Wahlkampf sowieso nur freiwillige Bonusgabe - und die Regel könnte da sogar nach hinten losgehen, wenn eine Seite die Wahl absichtlich verlieren will.


    Aber es gibt nur eine Möglichkeit, rauszufinden, wer von uns beiden recht hat: Probier es aus.