DDR Mikronation??????

  • Tut mir leid, aber unsere "Lebenswirklichkeit" unterschied sich grundlegend von der heutigen.
    Kommt dazu, daß ich in manches erheblich tiefer involviert war.
    Von manchen Dingen abgesehen, dieses "Dorfgefühl" bringt man nicht mehr rüber, ums Verrecken nicht....
    Und der Konflikt der Systeme ist aus unserem Leben nicht wegzudenken, aber wie will man das nachspielen? Und dabei meine ich nicht mal die einfache Tatsache, sondern
    die Auswirkungen auf das ganz gewöhnliche Leben. Auch die Art des Umganges miteinander...Es hat großteils der "Standesdünkel" gefehlt.
    Ein Arbeiter konnte ohne Probleme abends mit einem Kombinatsdirektor in der Kneipe sitzen.
    Und schon die Bedeutung der Kurzwelle für den politisch interessierten. KW war unser "Internet"....
    Es geht mir wirklich nicht darum, irgendein Konzept runterzumachen, es ist lediglich meine persönliche Meinung.

  • Aus solchen Gründen halte ich den Ausdruck "Simulation" sowieso für falsch. Er suggeriert, daß man Szenarien entwirft und sich Figuren darin beginnen modellhaft zu agieren, so daß man eine Art aufschlußreiches Experiment über eine Epoche oder ein politisches System hat. Wenn jemand z.B. sagt, Astor böte Einblicke in politische Prinzipien der USA, dann nur insoweit, daß man kein Buch lesen muß, sondern die formalen Prinzipien im Spiel gelehrt bekommt. Es ist aber kein politisches Experiment, denn trilliarden Faktoren fehlen, Geld, Drogen, Sex. So wird auch eine DDR-MN das sein, was alle MN sind - ein Aquarium mit verschiedenen Hintergrundtapeten. Es ist ein netter Zeitvertreib, sich die tummelnden Fischchen anzusehen, jeder Anspruch an "Simulation" scheitert aber.

  • Zitat

    "wie würde ein England-Pendant aussehen, wenn Nationalsozialisten das Ruder übernommen hätten?

    Das gab es schonmal, ging am Ende unrühmlich unter

    Liebe Leute dieser Welt,
    Ich hoff das es gefällt
    Das Fest des Herren Christ
    In einem Stalle voller Mist


    Aus dem Lande voller Pixel
    Mit Liebe und Gewi***l

  • Ja, fast wahr. Allerdings bin ich er Meinung, Du fasst den Begriff "Simulation" zu kurz.
    Aber einen wichtigen Aspekt in Bezug DDR hast Du noch gefunden, ich hatte ihn glatt vergessen, es ist die Sexualmoral.
    Auch die war bei uns nach meiner Erfahrung eine gasnz andere. Glücklicherweise....


  • Du hast damit Recht, soweit ich das beurteilen kann. Das Problem scheint mir aber dabei zu sein, daß man in einer MN vor der Schwierigkeit steht, Politik und Politiker zu simulieren und für den "Rest" der Gesellschaft nicht mehr genug Zeit zu haben. Wenn der Kombinatsdirektor auch noch mit dem Arbeiter in der Kneipe sitzt, der Staatsratsvorsitzende macht es eben nicht mehr. Außerdem bin ich in relativ ländlicher Gegend aufgewachsen, so daß mir das gar nicht so sehr ins Auge gestochen ist

  • Enigma sitzt bzw saß im Seereich mit den einfachen Leuten in der Kneipe.... ;)
    Sie war auch fast immer an vorderster Front, wenns gekracht hat....
    Also, von daher geht das schon.
    'Aber es läuft drauf hinaus, daß man zwar das Außenbild darstellen kann, eventuell auch fundiert Geschichte vermitteln, jedoch
    nie wirklich das Gefühl rüberbringen wird. Aber was solls. Wenn es simmäßig was bringt, ist es doch ok.
    Einfach machen. Das wird bestehen oder eben nicht.

  • Wenn man das simulieren will, ohne auf Klischees zurückzugreifen, braucht man allerdings Spieler, die in der Lage und auch bereit sind, sich in eine solche Rolle hineinzuversetzen und sie auch auszufüllen. Wenn man einen Nationalsozialisten simulieren will, egal ob nun einen englischen oder einen deutschen, dann muß man in der Simulation so handeln, so denken und so fühlen, wenn man authentisch sein will. Man muß auch als Oppositioneller wie ein Mensch handeln und nicht wie eine Heldenfigur im idealistischen Roman. Die positiven Figuren dürfen auch ihre Schattenseiten haben und die Negativen müssen nicht völlig schlecht sein, es bedarf Schattierungen und feiner Nuancen. Und mal ehrlich, wieviele Spieler sind schon bereit, Figuren zu spielen, die nicht eindeutig sind, die zwischen eigenen Bedürfnissen, "Wahrheit", "Gerechtigkeit", Allgemeinwohl; Menschlichkeit, Kalkül und Verstand hin und her schwanken. Wieviele Spieler gibt es denn, die sich etwa in einen fanatischen Gotteskrieger oder auch nur einen ganz normalen Japaner reinversetzen können und den in seiner Lebenswirklichkeit darstellen können, selbst wenn Fakten bekannt sind.

    Es geht mir nicht darum zu verlangen, dass man perfektes Rollenspiel betreibt, was höllisch schwer ist. Aber den Wikipedia-CV einer Parteifunktionärs nachzuspielen ist nicht wirklich kreativ. Und an manchen Klischees ist ja was dran, aber einfach nur Parolen zu wiederholen und Stereotypen abzuwickeln bringt es nicht auf die Dauer. Man sieht ja, wie toll z.B. Xinhai und Tchino ein Eigenleben führen, das nicht aus 1:0,99-Kopie des rL besteht. Welche dieser Simulationen ist denn wirklich aktiv? Klar, weil Propagandapostings auf die Dauer langweilig werden. Aber wo wurde in den DDR/Ostblock-Sims der Erfindergeist simuliert, den Viele aus dem Mangel heraus entwickeln mussten? Wie steht es mit möglichen Gedanken, ob an der Propaganda was dran ist oder nicht? Nein, lieber alles auf Militärparaden und Parteiparolen reduzieren. Natürlich muss es Ungereimtheiten geben, es ist schon schwer genug sich in gleichaltrige Menschen des rL wirklich hineinzuversetzen, da kann man das für ein anderes kulturelles und/oder politisches System nicht perfekt verlangen. Aber wenn man sowas machen will, dann sollten sich zumindest die Macher wirklich Mühe geben und das ist bisher fast immer zu vermissen gewesen.

  • Abstrakte Ideen sind unattraktiv. Vergleiche die Aktivität des USA-Abklatsch Astor und der Mesopotamien in der Neuzeit Version Futuna. Oder Bergen und Irkanien.

  • Futuna ist nicht potentiell unattraktiv. Es verlangt lediglich das man sich intensiv damit beschäftigt um sauber mitspielen zu können. Das macht es einerseits interessant, blockt andererseits "by-the-way -Spieler" ab.

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  • Futuna ist nicht potentiell unattraktiv. Es verlangt lediglich das man sich intensiv damit beschäftigt um sauber mitspielen zu können. Das macht es einerseits interessant, blockt andererseits "by-the-way -Spieler" ab.


    Die stellen aber leider die Mehrheit dar, fürchte ich. Man könnte wohl unterteilen in diese "By-the-way-Spieler", die in der Menge Aktivität bringen, die Spieler, die sich ernsthaft damit beschäftigen, und jene, die mehr oder weniger ihr Lebenswerk oder zumindest einen Teil davon in den MNs haben. Das Verhältnis dürfte etwa bei 80-15-5 liegen. Diese letzten 20 kommen für die...ich nenne sie mal pauschalisierend "Kultur-MNs"...eigentlich erst in Frage.


    Zum Thema: Das Gefühl wird man sowieso nicht zustandebringen; die nötige Ahnung davon ist ja schonmal für einen Großteil der MN-Spieler gar nicht vorhanden - entweder wuchsen sie im Westen auf, dann wissen sie wenigstens was vom Systemkonflikt, oder sie gehören - wie ich - zu den "Nachgeborenen", dann können sie sich nicht einmal vorstellen, dass Dresden mal in einem anderen Staat gelegen haben soll, ein anderer deutscher Staat noch dazu. Da ist es ja noch leichter, sich Kaiser Karl V. in Frankfurt vorzustellen.


  • Horst Schindermann - würde ich raten!?


    Ja, mein Gott, ja, der war ich! Und ich habe auch noch einen meiner glanzvollen Beiträge dazu gefunden:


    Zitat


    Ich protestiere im Namen der SDR aufs Schärfste! Wie kann man unseren Genossen Generalsekretär des ZK der PdAS und Staatspräsident der SDR Erich Rüblin nur so durch den Dreck ziehen! Ihr Lausbuben! Ihr Drückeberger! Protest! Protest! Nirgendwo ist der Sozialismus in seiner reinsten Form so schön und bunt verwirklicht, wie in Schilda, unserer sozialistischen Heimat! Nirgendwo gibt es schönere Äpfel als bei uns, auf das ganze Bananen-Zeugs können wir gerne verzichten! Nirgendwo ist im Kampf gegen den Imperialismus und Kapitalismus der Stacheldraht höher gezogen als bei uns! Unverschämtheit uns des Anti-Kommunismus zu bezichtigen! Wehe wir werden gewählt! *droh* *droh*


    Doch, doch, das Abnudeln von Klischees kann sehr amüsant sein. Übrigens war Schindermann meine erste echte Kasperle-Figur, noch vor Non Lol, Paolo El Loco und den anderen, und nicht so ernst real und verkrampft wie Stoertebecker. ^^

  • Zitat


    Ich protestiere im Namen der SDR aufs Schärfste! Wie kann man unseren Genossen Generalsekretär des ZK der PdAS und Staatspräsident der SDR Erich Rüblin nur so durch den Dreck ziehen! Ihr Lausbuben! Ihr Drückeberger! Protest! Protest! Nirgendwo ist der Sozialismus in seiner reinsten Form so schön und bunt verwirklicht, wie in Schilda, unserer sozialistischen Heimat! Nirgendwo gibt es schönere Äpfel als bei uns, auf das ganze Bananen-Zeugs können wir gerne verzichten! Nirgendwo ist im Kampf gegen den Imperialismus und Kapitalismus der Stacheldraht höher gezogen als bei uns! Unverschämtheit uns des Anti-Kommunismus zu bezichtigen! Wehe wir werden gewählt! *droh* *droh*


    Daran erinner ich mich auch noch, das hast du doch bei uns ins Forum geschrieben. :D


    Wenn ich mir die in den letzten Jahren mit sozialistischem Anspruch gestarteten MNs anschaue, kann ich diese grob in zwei Kategorien einteilen, auf der einen Seite die "realsozialistischen" MNs, in denen versucht wurde, die DDR oder andere Länder des Ostblocks möglichst genau oder mit satirischem Unterton nachzuspielen und auf der anderen Seite MNs ohne historisches Vorbild, die von einer kontrafaktischen Entwicklung ausgehen und fragen, "Was wäre, wenn Frankreich/England/Italien/Spanien etc. sozialistisch geworden wären?". Auf dieser Seite zu nennen ist z.B. Grasonce, bei dem größtenteils sozialdemokratische und eurokommunistische Vorstellungen zugrundeliegen und natürlich Darusien, das gestartet ist als utopisches Simulationsexperiment und sich inzwischen zu einem "realistischeren" Konzept (spanischer Kulturhintergrund, Wirtschaftssystem zwischen Markt und Plan, politischer Pluralismus bei Dominanz des sozialistischen Lagers in verschiedenen Ausprägungen) hin verändert hat. Während die DDR-MNs meist nur so lange aktiv sind, bis alle "lustigen" Klischees simulatorisch durchgenommen wurden, fehlt es den letztgenannten MNs meist von vornherein an Spielern, die interessiert daran sind, Sozialismus abseits der üblichen Klischees zu simulieren.

  • Als gebürtiger Wessi, der die DDR (wissentlich) nicht mehr mitbekommen hat, und längere Zeit im Osten war, sage ich dazu:
    es gibt in der MN-Szene einfach zu wenige Leute die die DDR aktiv miterlebt haben (rein statistisch sind das 10% bis max. 15%), und damit auch den realisitischen Simulations-Backround liefern können. Und die braucht man auf jeden Fall, dass das ganze keine Lachnummer bzw. total peinlich wird.
    Natürlich kann man auch ein "Gesamtdeutschland auf Sozialismus anno 2009" simulieren, aber würde man dazu DDR-MN sagen?

    Markus Grünblatt, Staatspberhaupt der Minischen Republik Sabisko
    Unser Staat - Unsere Zunkunft

  • Also ich war damals Mitglied bei besagter MarcelHGD DDR-Sim Rehrland. War eigentlich ganz lustig, nur hatte uns recht bald allen etwas die Zeit gefehlt und deswegen konnten wir nie richtig loslegen.


    Im Uebrigen koennte eine DDR - MN auch ganz interessant sein, wenn man denn genug Mitspieler hat. Die Interessenkonflikte zwischen ZK, Politbuero, etc. gab es ja tatsaechlich und wuerden sich auch super nachspielen lassen. Dafuer muesste es dann aber genug ueberzeugte Spieler geben.


    Und Klischees gibt es auch massig, die man abspielen koennte.


    BTW: Bin gebuertiger Ossi, bei der Wiedervereinigung 5 Jahre alt gewesen und auch danach haben sich vor allem Mentalitaet und Infrastruktur nicht von heute auf morgen veraendert. ;)

  • Du hast in sofern Recht, als es bei uns durchaus Konflikte gab. Reichlich. Und auch die Öffentlichkeit, eigentlich das was etliche als "inoffizielle Öffentlichkeit" bezeichnen, spielte eine gewichtige Rolle. Ich sag nur Bockwurst mit vier Zipfeln....
    Nur, diese Konflikte liefen nach gänzlich anderen Regeln als heute. Sie gingen um andere Dinge und wurden anders ausgetragen.
    Und die Freiräume, die unsere Gesellschaft durchaus auf allen Ebenen des Lebens bot(teilweise weit ausgedehnter als in der heutigen BRD) waren andere, daraus ergab sich ein vollkommen unterschiedliches Verhalten.
    Und die Mentalität hat sich sehr schnell drastisch verändert, das können die Deutschen ja gut....

  • Das Problem an den ganzen "setze-ein-x-beliebiges-Land-ein"-Simulationen ist, dass nur Klischees abgenudelt werden. Siehe dieser tole vorschlag Assakhien (Arabien)-Naftael(Israel) mit einem Konflikt. *gähn*


    Sorry, da muss ich dir schreiben, dass du Blödsinn schreibst. Assakhien besteht aus einem arabischen und einem persischen Landesteil (Harnar und Aztheran). Der Anspruch ist nicht der arabische, oder islamische, ein Israel auszulöschen, sondern alle Völker einer Region in einem Staat zu vereinen und alle Kulturen, Religionen und Ethnien in dem darraus resultierenden Multikultistaat parallel existieren zu lassen. Im übrigen ist Naftael schon wieder tot.

  • Zitat

    Bockwurst mit vier Zipfeln....


    Also das Dilemma, daß man die Preise nicht erhöhen wollte (und später dann nicht mehr konnte, weil man damit zu sehr auf den Putz gehauen hat und auch sonst nicht mehr viel vorzuweisen hatte), um gewissermaßen die Überlegenheit des eigenen Systems gegenüber der Infaltion im Kapitalismus zu beweisen, aber nach einer gewissen Zeit merkte, daß man zu optimistisch planend jedoch ohne dien "planmäßigen Zuwachs in der Arbeitsproduktivität" tatsächlich zu erreichen die Löhne stärker als die Preise erhöht hatte und nun in die Bredoulle kam, durch "Verpackungsumgestaltung" "neue Produkte mit höherem Gebrauchswert" schaffen zu müssen, die dann auch mehr kosten durften. Den Begriff mußte ich allerdings googeln, die Problematik war mir bekannt.


    PS: Ich weiß, der erste Satz ist grammatikalisch und stilistisch eine Zumutung, ermöglichte mir es aber, keine Romane schreiben zu müssen:)